Ausstellung im Hauptarchiv eröffnet
Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus
Schreiende Fratzen, finstere Figuren und dunkle Farben – so düster wie das Kapitel in der deutschen Geschichte sind auch die Werke des Künstlerhauses Lydda, die anlässlich der Ausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“ entstanden sind. Die Bilder, Skulpturen und Texte sind ein Teil der Wanderausstellung, die gestern im Hauptarchiv Bethel in Bielefeld eröffnet wurde.
Die Ausstellung thematisiert Ausgrenzung, Zwangssterilisation und Massenmord an Patientinnen und Patienten in Heil- und Pflegeanstalten zur Zeit des Nationalsozialismus in ganz Deutschland. Sie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) entwickelt und auf Weltreise geschickt. An vielen Standorten wird sie um regionale Bezüge ergänzt – so auch bei ihrem Halt in Bethel.
„Wir haben uns für einen biografischen Ansatz entschieden, um uns dem Thema "Bethel in der Zeit des Nationalsozialismus" zu nähern“, erklärt Kerstin Stockhecke, Leiterin des Hauptarchivs Bethel. Es werden Menschen vorgestellt, die damals in Bethel- Einrichtungen gelebt haben. Grundlage der Biografien sind Patientenakten aus dem Bethel-Archiv. Mit ihnen haben sich Lydda-Künstlerinnen und Künstler beschäftigt. „Verstörend“ und „bedrohlich“ beschreibt Jürgen Heinrich, Leiter des Künstlerhauses Lydda, die Konfrontation mit den einzelnen Schicksalen.
Neben den künstlerischen Interpretationen sowie ergänzenden schriftlichen Kurzbiografien werden im Hauptarchiv Bethel auch Originaldokumente gezeigt, die so noch nie ausgestellt wurden. Der Beitrag aus Bethel – die Lydda-Kunstwerke und die Sammlung der historischen Dokumente – ist als Begleitprogramm zu der DGPPN-Ausstellung gedacht, die insgesamt 40 Tafeln umfasst.
Im Hauptarchiv Bethel ist die Ausstellung bis zum 13. Juli 2018 montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr zu sehen.
Fotos: Reinhard Elbracht