Menschennah | Geschichten aus Bethel

Heimweh nach dem Hospiz

Manchmal dreht das Leben noch eine Extrakurve. Sigrun Klinke erkrankte vor einigen Jahren an Darmkrebs. Unheilbar. Im Lazarus-Hospiz, einer Einrichtung Bethels in Berlin, hatte sie einen Platz gefunden. Niemand glaubte daran, dass sie noch einmal nach Hause kommen würde. Doch im Hospiz ging es Sigrun Klinke bald besser. Die Schwestern und Pfleger fragten nach ihren Wünschen, hatten Zeit für Gespräche und Spaziergänge. „Als die Angst nachließ, dass es wieder schlimmer wird, fühlte ich mich wie in einem Hotel“, erzählt Sigrun Klinke und lächelt zart.

Sie war wieder so stabil, dass sie nach Hause zurückkehren konnte. Von ihrem Mann bekocht zu werden tut ihr gut. Doch seltsamerweise scheint sie für die Nachbarn unsichtbar geworden zu sein. „Niemand hat mich gefragt: Wie kommt es, dass Sie wieder da sind?“, erzählt die 82-Jährige. Ihr Mann schaltet sich ein: „Du kriegst die Fragen nicht, aber ich werde dauernd gefragt!“ Berührungsängste mit dem Sterben.

»Wie schön ist es, sich so beachtet zu fühlen. Es ist eine Art Heimweh, das mich manchmal nach dieser Fürsorge befällt.«
Sigrun Klinke

Nach ihrer Entlassung schrieb Sigrun Klinke dem Hospizteam einen Dankesbrief. Wie wohltuend es für sie war, ihren Aufenthalt zu unterbrechen, aber auch, was sie anschließend vermisste: „Dass sich jemand nach gutem oder schlechtem Nachtschlaf erkundigt und aus der Küche der Ruf erschallt: Frühstück wie immer?“ Und weiter: „Wie schön ist es, sich so beachtet zu fühlen. Es ist eine Art Heimweh, das mich manchmal nach dieser Fürsorge befällt. Verrückt, was?“

Sigrun Klinke genießt ihr Leben zu Hause, so gut es geht. Oft kommt ihre Enkelin vorbei, mit der sie kochen und reden kann. Doch die Sorge bleibt. Ein Trost ist für sie, dass sie das Hospiz schon kennt. Im Brief schrieb sie: „So habe ich wenigstens keine Angst vor der Rückkehr, weil ich weiß, wie gut ich es hier haben werde. Es grüßt Euch von Herzen Sigrun Klinke.“

Text: Katharina Müller-Güldemeister | Fotos: Andrea Vollmer

Diese Geschichte einfach gesprochen

Sigrun Klinke hat Darmkrebs und war im Lazarus-Hospiz in Berlin. Dort ging es ihr überraschend besser. Sie fühlte sich wie in einem Hotel, weil sich die Leute dort gut um sie kümmerten. Dann konnte sie nach Hause zurückkehren. Jetzt ist sie zu Hause und fühlt sich beruhigt, weil sie weiß, dass sie ins Hospiz zurückkehren kann, wenn nötig.

Sie möchten mehr erfahren?

Kontakt

Lazarus Hospiz Berlin
Bernauerstrasse 115-118
13355 Berlin

030 46705 550

Zur Website der Einrichtung

Angebote & Leistungen

Das stationäre Lazarus Hospiz in der Bernauer Straße in Berlin Mitte bietet schwer kranken und sterbenden Menschen einen Ort, an dem ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben bis zuletzt möglich ist.

Der ambulante Hospizdienst setzt sich für eine liebevolle Begleitung von schwer kranken und sterbenden Menschen sowie deren Angehörigen und Zugehörigen ein. Dazu gehört, deren Wunsch zu unterstützen, die letzten Wochen und Monate in der eigenen Wohnung erleben zu wollen. 

Menschennah

Weitere Geschichten aus Bethel

Themen | Behindertenhilfe

Blinder Optimismus

Blinder Optimismus

Themen | Psychische Erkrankungen, Bielefeld

„Für mich ist Plastik auch nur ein Stoff“

„Für mich ist Plastik auch nur ein Stoff“

Themen | Krankenhaus, Bielefeld

Wichtige Hilfe in einem fremden Land

Wichtige Hilfe in einem fremden Land
Mats-Till wird im Rollstuhl von seinem Bruder durch einen Flur im Kinder- und Jugendhospiz Bethel geschoben.

Themen | Hospiz, Bielefeld

Die Rennstrecke macht auch auf Rollen Spaß

Die Rennstrecke macht auch auf Rollen Spaß
Zwei Frauen und ihre Kinder lachen gemeinsam.

Auf der Flucht und schwanger – mit 17

Auf der Flucht und schwanger – mit 17
Sonja Schüler und Benjamin Stücke stehen an der Bar und lächeln in die Kamera

Themen | Arbeiten in Bethel, Bielefeld

Küchenfee im Plan B

Küchenfee im Plan B

Pressekontakt

Presse + Kommunikation

Sie suchen Hilfe?

Sie oder eine angehörige Person sind auf Hilfe oder Begleitung angewiesen und suchen Unterstützung?

Sie möchten helfen?

In Bethel gibt es viele Möglichkeiten selber zu helfen. Wir freuen uns über jede Unterstützung!