
Die Bethel-Chronik: 150 Jahre Menschlichkeit
Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gehen auf ein Heim für epilepsiekranke Menschen zurück, das 1867 von der Inneren Mission in Bielefeld gegründet wurde. Man wollte den „Anfallskranken“ in einer Zeit, in der leistungsschwächere Menschen zunehmend an den Rand der Gesellschaft gedrückt wurden, eine neue Heimat geben. Als erster Anstaltsleiter kam Friedrich Simon nach Bethel. Ihm folgte 1872 Friedrich von Bodelschwingh, der die junge Einrichtung entscheidend prägte. Unter seiner Leitung – und der seiner Nachfolger – entwickelte sich Bethel zum größten diakonischen Unternehmen in Europa.
Die Zahl derer, die ihr Lebensweg mit Bethel in Berührung brachte, ist groß. Es werden Millionen gewesen sein. Wir verstehen die Geschichte Bethels als Geschichte dieser Menschen, ob sie nun als Mitarbeiter oder als behinderter Mensch mit Bethel in Berührung gekommen sind, als Freunde oder Förderer, als Angehöriger oder Student, als Politiker oder Geistlicher. Es gibt ungezählte Geschichten von Menschen, die in Bethel Hilfe bekommen haben – in einem Moment der Not oder für mehrere Jahrzehnte.
Dabei soll nicht aus dem Blick geraten, dass in Bethel Menschen auch Unrecht geschehen ist. Nicht zuletzt beeinflusst vom jeweiligen Zeitgeist sind in Bethel Entscheidungen über den Umgang und die Behandlung von Menschen getroffen worden, die durch nichts zu rechtfertigen sind. Zwangssterilisation und Zwangsarbeit in den 1930er und 1940er Jahren sowie die Erfahrungen eines Teils der Jugendlichen in der Fürsorgeerziehung in den frühen Jahren der Bundesrepublik sind hier zu nennen. Dabei haben Menschen Schuld auf sich geladen, das bedauern wir sehr. Wir können nur im Nachhinein zu diesen dunklen Kapiteln der Bethel-Geschichte stehen; sie fundiert aufzuarbeiten und daraus Lehren für die aktuelle und künftige Arbeit zu ziehen, ist uns eine Verpflichtung gegenüber allen, die in Betheler Einrichtungen Leid erfahren haben.
In der Chronik sind nicht alle Ereignisse der langen Bethel-Geschichte wiedergegeben.