Menschennah | Geschichten aus Bethel

Aus der Werkstatt auf den ersten Arbeitsmarkt

Ganz regulär bei einem Unternehmen angestellt zu sein – damit ist für Suzan Dündar ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen. Seit dem vergangenen Jahr ist die 28-Jährige eine von 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Herforder Logistikunternehmen LOEWE. Wegen ihrer Epilepsieerkrankung war eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt für sie lange Zeit keine Option. Über ein besonderes Programm von Bethels Werkstätten für Menschen mit Behinderungen kam sie in Kontakt mit ihrem heutigen Arbeitgeber und hat den Schritt in ein ganz normales Beschäftigungsverhältnis geschafft.

Ein sogenannter betriebsintegrierter Arbeitsplatz war für Suzan Dündar der Türöffner. Auf diesen Arbeitsplätzen sind Menschen aus Bethel anstatt in einer Werkstatt in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes tätig. Dabei bleiben sie organisatorisch durch die Werkstatt beschäftigt und versichert; die Arbeitsplätze befinden sich aber in den Unternehmen vor Ort. So sollen Inklusion und Teilhabe auch im Berufsleben umgesetzt werden, denn vielen Menschen ist es wichtig, in einem „richtigen“ Betrieb mitzuarbeiten. Im Idealfall sind diese betriebsintegrierten Arbeitsplätze für die Beschäftigten ein Sprungbrett auf den ersten Arbeitsmarkt.

Ein Schub für das Selbstvertrauen

So war es auch bei Suzan Dündar. „Früher wäre so ein Schritt für mich völlig undenkbar gewesen“, sagt sie heute rückblickend. Mit 14 Jahren wurde bei ihr Epilepsie diagnostiziert. Nach dem Schulabschluss und einem Freiwilligen Sozialen Jahr begann die junge Frau mit der Arbeit in Bethels Werkstätten. „Damals hatte ich ständig Angst, ‘rauszugehen und unterwegs einen Anfall zu bekommen“, berichtet sie. „Die Bethel-Mitarbeiter haben mir aber immer wieder gesagt, dass ich eigentlich mehr könne, als nur in einer Werkstatt zu arbeiten.“ Schließlich wechselte Suzan Dündar auf einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz bei LOEWE und kam zum ersten Mal in Kontakt mit dem Unternehmen.

»Man wird zwar mehr gefordert als vorher, aber das ist ein schönes Gefühl.«
Suzan Dündar

„Angefangen habe ich damals in einer Arbeitsgruppe. Wegen meiner guten Leistungen bekam ich aber schon bald mehr Verantwortung auf einem Einzelplatz. Das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben“, erinnert sie sich. Heute gehört zum Beispiel das Kommissionieren, Etikettieren und Verpacken von Ware zu ihren Aufgaben. „Beim Einscannen von Artikeln bin ich eine der besten“, sagt sie stolz. Die Arbeit selbst habe sich seit ihrer Einstellung kaum verändert – sehr wohl aber ihre Selbstwahrnehmung als vollwertige Mitarbeiterin. „Man wird zwar mehr gefordert als vorher“, sagt Suzan Dündar, „aber das ist ein schönes Gefühl.“

Besonders wichtig ist ihr, dass ihre Epilepsieerkrankung keine Rolle für ihr Beschäftigungsverhältnis mehr spielt. „Ich werde einfach so akzeptiert, wie ich bin. Ab und zu bekomme ich zwar Anfälle – aber sie dauern nicht sehr lange, und ich kann danach problemlos weiterarbeiten.“ Ihre Kolleginnen und Kollegen hätten sich gut an diese Situationen gewöhnt, betont Suzan Dündar. „Und ich weiß, dass Hilfe immer zur Stelle ist, wenn ich sie doch einmal benötige.“

Text: Marten Siegmann | Foto: Christian Weische

Diese Geschichte einfach gesprochen

Suzan Dündar hat Epilepsie. Deshalb hat sie früher in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen gearbeitet. Sie wollte etwas Neues ausprobieren. Außerhalb der Werkstatt gab es ein besonderes Projekt. Dort konnte sie in einem Unternehmen mitarbeiten. Das hat so gut funktioniert, dass das Unternehmen Suzan Dündar jetzt angestellt hat.

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proWerk
Betriebsintegrierte Arbeitsplätze

Am Bahnhof 6
33602 Bielefeld

0521 144 1829

Zur Website von proWerk

Angebot & Leistungen

Die Betriebsintegrierten Arbeitsplätze sind ein besonderes Angebot für Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen, die Interesse und die Fähigkeit haben, auf Arbeitsplätzen des allgemeinen Arbeitsmarktes in ganz normalen Unternehmen mit Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderung zusammenzuarbeiten.

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