Menschennah | Geschichten aus Bethel

Das Weihnachtshaus in Bethel

Interessante, schöne, ausgefallene oder schlichtweg kuriose Gebäude gab und gibt es viele in Bethel. Der kugelförmige Gastank in der Nähe des Lindenhofs zählt dazu, ebenfalls die Zionskirche mit ihren Besonderheiten wie den integrierten Notfall- oder Ruheräumen für Menschen mit Epilepsie, oder das markante Pförtnerhäuschen, in dem in früheren Tagen die Öffentlichkeitsarbeit untergebracht war. Ein sehr kleines Gebäude wurde in seiner Zeit sogar zu einer echten Berühmtheit: Das „Weihnachtshaus“ von Bethel.

Die Idee dazu hatte Frieda von Bodelschwingh, Tochter des prägenden Anstaltsleiters Friedrich von Bodelschwingh (rechts im Bild). Für die Menschen, die in der Ortschaft Bethel lebten, war sie vor allem die „Familientante“, die sich mit großem Herz und unermüdlicher Energie für sie einsetzte. Perfekte Eigenschaften also für die Aufgabe einer Sachverwalterin der Geschenkpakete, die von Freunden und Förderern aus aller Welt nach Bethel geschickt worden waren. Um dieser Tätigkeit einen Ort zu geben, ließ sie 1913 am Hoffnungstaler Weg ein kleines Haus errichten, dessen alleiniger Zweck die Vorbereitung der Bescherung war. Das eingeschossige Gebäude, in dem viele Regale den Zusendungen Platz boten, war in Bethel nur als das „Weihnachtshäuschen“ bekannt. Hier wurde jedem Pflegehaus ein Fach zugeordnet, in dem die „Liebesgaben“ – heute würde man von „Sachspenden“ sprechen – gesammelt wurden.

Denn die Zuteilungen der Geschenke war stets eine Mammutaufgabe. Schließlich sollten die Weihnachtsschätze nicht nur gerecht, sondern auch persönlich passend vergeben werden. Schwester Frieda waren unzählige Wünsche und Bedürfnisse bekannt, weil sie in den Pflegehäusern Bethels ein- und ausging, an Geburtstagsfeiern teilnahm und mit den Menschen sprach. Darüber hinaus konnten sich die Bewohnerinnen und Bewohner im Laufe des Jahres bei den Hauseltern, den Diakonissen und Diakonen über ihre Weihnachtswünsche äußern. Die fertigten Wunschlisten an, so dass die Gaben am Heiligen Abend auch zu dem Menschen fanden, der sich am meisten darüber freute.

Das Weihnachtshaus faszinierte viele Menschen, so dass bald Spenden nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt ankamen. Das Weihnachtshäuschen stand fast hundert Jahre in Bethel. Nach einem Brand im Jahr 2011 verfiel es immer mehr und musste im November 2012 abgerissen werden. Aber auch heute noch werden die Wünsche der Menschen aus Bethel gesammelt und – wenn möglich – an Weihnachten erfüllt.