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25 Jahre Rehabilitation für Menschen mit Anfallserkrankungen

In der Ergotherapie trainiert Therapeutin Caroline Hesterbrink mit Klaus Kampel beim Korbflechten unter anderem dessen Fingerkoordination. Foto: Thomas Richter

Seit 25 Jahren gibt es die Betheler Rehabilitationsklinik für Menschen mit Anfallserkrankungen. Die Spezialklinik wurde 1997 in Bielefeld eröffnet und ist bis heute die einzige ihrer Art in Deutschland. „Menschen mit Epilepsie brauchen eine spezialisierte Reha, weil ihre Erkrankung besonders ist“, erläutert Dr. Birgitt Müffelmann, seit November 2021 ärztliche Leiterin der Klinik. „Während der Anfälle sind sie außer Kraft gesetzt. In der anfallsfreien Zeit sind sie fit.“ Deswegen sei es für viele möglich, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen. Dass viel zu viele Menschen mit Epilepsie in den Vorruhestand geschickt wurden, gab den Anstoß für die Gründung der Betheler Reha-Klinik.

Das Leitungsteam: (v. l.) Frank Rademacher, Ingrid Coban und Dr. Birgitt Müffelmann. Foto: Mario Haase

„Beruflich tätig zu sein spielt eine wesentliche Rolle für ein erfülltes Leben. Die Arbeit ist zum einen Erwerbstätigkeit, das heißt wichtig für das finanzielle Auskommen, aber zum anderen mehr als das: Sie gibt den Menschen Anerkennung und Selbstbestätigung“, unterstreicht Ingrid Coban die Bedeutung von Arbeit. Und natürlich komme es nicht nur den Betroffenen, sondern der gesamten Gesellschaft zugute, wenn Menschen mit Epilepsie berufstätig sein könnten, fügt die Klinische Sozialarbeiterin hinzu, die seit 2008 unter anderem die Sozialtherapeutischen Dienste der Reha-Klinik leitet. Mit den Rehabilitanden und Rehabilitandinnen neue Wege für einen gelingenden Alltag zu bahnen und Perspektiven zu entwickeln – das sei der Auftrag des Klinikteams. Darin sind sich Dr. Birgitt Müffelmann und Ingrid Coban mit ihrem Kollegen Frank Rademacher, der den Pflegedienst der Reha-Klinik leitet, einig.

Wie ein Puzzle setzt sich die Rehabilitation für Menschen mit Epilepsie aus einer Vielzahl von Einzelteilen zusammen. Für jede Rehabilitandin und jeden Rehabilitanden wird eine eigene Maßnahme zusammengestellt, da sich die Bedarfe von Mensch zu Mensch unterscheiden. „Darum sind sehr viele Berufsgruppen einbezogen, wenn es um die Planung und Umsetzung einer Reha-Maßnahme geht“, unterstreicht Dr. Birgitt Müffelmann. Zum multiprofessionellen Behandlungsteam gehören Fachleute der Medizin und Pflege, der Psychologie und Neuropsychologie, Sporttherapie, Ergotherapie, Physiotherapie und der Sozialarbeit. Eine Bezugspflegefachkraft, die den jeweiligen Rehabilitanden zur Seite gestellt wird, ist dafür zuständig, dass der Reha-Prozess wie geplant abläuft.

Aber das ist nicht alles. Die Betheler Reha-Klinik ist gut vernetzt mit der Arbeitswelt, denn es geht für die Menschen mit Epilepsie um ihr künftiges Berufsleben. „Wir sind mit unseren Bethel-internen Betrieben und Arbeitsmöglichkeiten, aber auch mit externen Unternehmen im engen Kontakt, damit unsere Rehabilitanden und Rehabilitandinnen ihre Arbeitsfähigkeit in einem realen Umfeld testen können. Diese Medizinische Belastungserprobung zeigt uns, was möglich ist und was nicht“, erläutert Ingrid Coban. Manchmal sei es nur nötig, mit entsprechenden Maßnahmen die Ausdauer und Konzentration zu fördern, manchmal sei aber auch eine berufliche Neuorientierung erforderlich, so die Klinische Sozialarbeiterin. Eine wichtige Rolle spielt die Gefährdungsanalyse. „Für die Beurteilung, inwieweit epileptische Anfälle die Sicherheit am Arbeitsplatz beeinträchtigen, tauschen wir uns auch mit den Fachleuten des Arbeitsschutzes aus.“