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Aufsuchende Suchtberatung in Bielefeld

Jessica Kolac sucht die psychisch- und abhängigkeitserkrankten Menschen unter freiem Himmel auf, wie am Kesselbrink. Das Angebot entwickelt sich zu einem Bindeglied zwischen der Wohnungslosen- und der Suchthilfe. Foto: privat

Scham und Angst: Für Menschen mit Suchterkrankungen ist die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen, häufig sehr hoch. Ein Projekt des Sozialdienstes Bethel soll diesen Schritt erleichtern. Die Aufsuchende Suchtberatung für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen in Bielefeld ergänzt seit Oktober 2020 das Angebotsspektrum der Beratungsstelle. Jessica Kolac und ihre Kollegin Christine Kupfer gehen zu den Plätzen, an denen sich die Zielgruppe trifft. Das sind unter anderem die „Tüte“ am Hauptbahnhof und der Kesselbrink. Die bisherige Bilanz der Sozialarbeiterinnen fällt positiv aus.

Dreimal pro Woche sind die beiden Frauen in Bielefeld unterwegs – in enger Zusammenarbeit mit den Kolleginnen von Streetmed, der Aufsuchenden Betheler Gesundheitsfürsorge und der Kollegin, die im Projekt Streetwork des Sozialdienstes tätig ist. „Wir bieten Beratung an und möchten mit den Menschen ins Gespräch kommen“, sagt Jessica Kolac. „Wichtig ist, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und zu signalisieren: Wir sind für euch da. Auch das Zuhören ist enorm wichtig“, erklärt die Sozialarbeiterin. Bevor die betroffenen Personen bereit seien, die Suchtberatung anzunehmen, müssten oft erst andere Dinge, wie die Wohnsituation, geklärt werden. Auch dabei sei sie behilflich. „Danach kann ich Wege, von der Sucht loszukommen, aufzeigen, an Fachstellen vermitteln und dorthin begleiten“, so die Expertin.

Mit dem aufsuchenden Konzept erreicht das Team Betroffene, die nicht an das Hilfesystem angebunden sind. Ihre Erkrankungen, die häufig mit einer psychischen Störung einhergehen, stehen ihnen dabei im Weg, ihre Lebenssituation zu verbessern. Die unkomplizierte Begleitung, ohne Terminvergabe und Öffnungszeiten, helfe sehr. „Wir unterstützen bei Wohnungsangelegenheiten, dabei, Anträge auszufüllen, Kontakte herzustellen. Und wir sind flexibel, können sofort überall hinkommen.“ Mehr als 100 Einzelkontakte haben die Sozialarbeiterinnen inzwischen dokumentiert. Sie sind sehr zufrieden damit, wie das niedrigschwellige Angebot angenommen wird.