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Weihnachten damals: Weiße Rosen in der Zionskirche

Festliche Zionskirche

Feiern und Feste spielten im Jahresablauf in Bethel schon immer eine große Rolle. Ein Ereignis hatte dabei eine besondere Bedeutung: Weihnachten. Dies lag mit am langjährigen Anstaltsleiter Friedrich von Bodelschwingh. Für ihn war Weihnachten die Zeit, die „von der Liebe des himmlischen Vaters am deutlichsten redet“. Natürlich war der Heilige Abend auch in Bethel unumstrittener Höhepunkt der Weihnachtszeit.

Die Feierlichkeiten wurden mit einem Gottesdienst in der Zionskirche eingeleitet, die für diesen Anlass aufwendig geschmückt war. Friedrich v. Bodelschwingh berichtete in einem „Bote von Bethel“ darüber: „Rechts und Links vom Altar ragen zwei mächtige Weihnachtsbäume in voller Lichterpracht, nur mit weißen Rosen und weißen Lilien geschmückt, fast bis zur Wölbung des Chores empor. Vor dem Altar ist die ganze Weihnachtsgeschichte in großen Figuren dargestellt. Hoch darüber schwebt ein mächtiges Rosenkreuz, das von hinten durch Kerzen aufs Schönste erleuchtet. Außer dem Weihnachtsbaum und dem Rosenkreuz ist noch alles dunkel. Nun stimmt der Kirchenchor leise und feierlich an: „Oh du Fröhliche, o du selige.”

Auch im Haus Neu-Ebenezer gingen Wünsche in Erfüllung. Foto: Historische Sammlung Bethel
Auch im Haus Neu-Ebenezer gingen Wünsche in Erfüllung. Fotos: Historische Sammlung Bethel

Nach dem Gottesdienst ging es eiligen Schritts Richtung nach Hause. In den Häusern im Langzeitbereich war es lange üblich, dass Mitarbeitende ein Krippenspiel aufführten, um die Weihnachtsbotschaft zu vertiefen. Danach begann auch dort wie in allen Häusern die Bescherung. In allen Häusern? Während überall die Lichter auf dem Tannenbaum angezündet wurden, mussten sich vier Kinder noch lange gedulden, bevor es so weit war: Wilhelm, Gustav, Fritz und Frieda v. Bodelschwingh, die Kinder des Anstaltsleiters.

 

Der jüngste Sohn und Nachfolger seines Vaters, Fritz v. Bodelschwingh berichtete: „War die Feier in der Kirche zu Ende, dann wanderten unsere Eltern noch von Haus zu Haus durch die Gemeinde, um an möglichst vielen Stellen ihre kranken Pflegekinder unter dem Weihnachtsbaum zu grüßen. Wenn dann die Mutter nach Hause zurückkehrte, besuchte Vater noch die allerärmsten Bethelleute, die Gemütskranken und Umnachteten, die Einsamen und Sterbenden. Wenn er endlich nach Hause kam, verschwand er in der Weihnachtsstube, um der Mutter beim Anstecken der Lichter zu helfen. Dann klang die längst ersehnte kleine Glocke. Nun öffnete sich die Tür, nun empfing uns Tannenduft und heller Glanz. Mutter saß am Klavier, Vater auf einem niedrigen Stuhl dicht vor der kleinen Krippe.” Dann wurde gemeinsam gesungen, bevor es endlich auch im Hause Bodelschwingh zum Auspacken der Geschenke ging.