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Gegen Teilhabe-Barrieren, für Bürokratieabbau

„Wie wär´s, wenn´s richtig gut wäre?“ Das wollte Moderatorin Verena Cappell von den Teilnehmenden der Podiumsdiskussion mit dem Titel „Teilhabe kann nur sozialgesetzbuchübergreifend realisiert werden – wie weiter?“ wissen. Die Diskussion war das Highlight des 1. Bielefelder Teilhabekongresses, der jetzt im Assapheum in Bielefeld-Bethel stattfand und gemeinsam von der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel durchgeführt wurde.

Im Fokus des Kongresses standen die deutschen Sozialgesetzbücher. Bethel-Vorstand Prof. Dr. Ingmar Steinhart betonte die Bedeutung einer Verknüpfung der bestehenden Bücher für eine gelingende Teilhabe. „Wir haben gute Sozialgesetzbücher, die aber nicht ineinandergreifen. Das stellt für sich bereits eine Teilhabe-Barriere dar“, sagte er vor rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Eine Antwort auf ihre Frage bekam Moderatorin Verena Cappell unter anderem von Dr. Julian Dilling vom GKV Spitzenverband. „Richtig gut wäre eine Abstimmung zwischen den Sozialgesetzbüchern, die nicht zu bürokratisch wird und eine gewisse Flexibilität beinhaltet“, sagte er. Der Vorsitzende des BeB-Beirates für Menschen mit Behinderungen, Karsten Isaak, kritisierte den unübersichtlichen Dschungel an Zuständigkeiten für unterschiedliche Sozialleistungen. „Ich fände es positiv, wenn es im Sinne aller Menschen mit Beeinträchtigung einen starken Bürokratieabbau gebe.“

An der Podiumsdiskussion nahmen auch der Staatssekretär des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, Dr. Rolf Schmachtenberg, der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes evangelische Behindertenhilfe (BeB) und Geschäftsführer von Bethel.regional, Mark Weigand, sowie der Dezernent für Soziales des Landschaftsverbandes Rheinland, Dirk Lewandrowski, teil.

Fotos: Sarah Jonek

Zahlreiche Beiträge aus Wissenschaft und Praxis lieferten bei der Kongress-Premiere Anregungen, wie Teilhabe in der Gesellschaft verwirklicht werden kann. Die Dekanin der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld, Prof. Dr. Claudia Hornberg, hofft, dass der Kongress das Thema Teilhabe stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rückt.

Eine Besonderheit des neuen Kongresses ist die Teilnahme aller Zielgruppen und Hilfefelder – also nicht nur aus der Behindertenhilfe, sondern auch aus den Bereichen Psychiatrie, Alten- und Jugendhilfe. „Teilhabe ist das verbindende Element zwischen den Zielgruppen. Denn jeder sucht auf seine Weise nach Teilhabe und verwirklichter Gemeinschaft“, so Prof. Steinhart.