Bethel - Hospiz am Wandlitzer See öffnet seine Türen

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Hospiz am Wandlitzer See öffnet seine Türen

Das rote Band wird zur Eröffnung von Fritzi Haberland durchgeschnitten, neben ihr stehen Personen aus der Geschäftsführung.

„Ich bin begeistert, hellauf begeistert“, sagte Fritzi Haberlandt, ehrenamtlich hospizengagiert und Botschafterin für das Hospiz am Wandlitzer See. Sie freute sich ungemein. Aus gutem Grund: Sie war bei der Einweihung des Hauses bei strahlend blauem Himmel, 16 Grad, Septemberwind, dabei. Das Hospizgebäude, holzverkleidet, passt an diesen Ort, als hätte es schon immer dort gestanden.

250 Menschen sind gekommen, um diese Einweihung zu feiern, mit dabei viele Bürgerinnen und Bürger, Spenderinnen und Spender, die der Einladung der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal gefolgt waren.

Der symbolische erste Spatenstich erfolgte im Juli 2023, eineinhalb Jahr später, im Sommer, das Richtfest, und nun, im September 2025, die feierliche Einweihung. Das Gebäude des Hospizes beeindruckt durch seine naturnahe, ebenerdige Holzbauweise, ein begrüntes Dach, einen lichtdurchfluteten Innenhof und insgesamt 16 Einzelzimmer. Die fast quadratische Grundform fügt sich in die umgebende Landschaft ein. Große, bodentiefe Fenster und Oberlichter in den Gästezimmern eröffnen den Blick zum Himmel und ermöglichen den direkten Zugang zu einer Terrasse, die selbst mit Pflegebett erreichbar ist. Ein Kräutergarten und Baumpflanzungen lassen die Natur auf dem Gelände allgegenwärtig werden.

Jeder Raum ist modern und wohnlich gestaltet: höhenverstellbare Pflegebetten, warme Farben, ein Schlafsessel für Übernachtungsgäste sowie ein eigener Sanitärbereich. Täglich frisch gekochtes Essen, Angebote wie Seelsorge, Kunst- und Musiktherapie sowie die aktive Einbeziehung der Angehörigen werden das Hospiz zu einem Ort machen, an dem das Leben bis zuletzt intensiv erlebt werden kann.

Jeannette Pella steht am Mikrofon und spricht zu den Gästen.
Die Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, Jeannette Pella, begrüßte die Gäste und Projekt-Partner.

Jeannette Pella, Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Sitftung Lobetal, begrüßte die Gäste sowie Partner, die das Projekt möglich gemacht haben. Den geistlichen Impuls setzte Pastorin Dr. Melanie Beiner, theologische Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. Sie schlug einen Bogen von Maria aus dem Neuen Testament, die Jesus salbte, zu den Mitarbeitenden des Hospizes, die täglich einen „Mariadienst“ verrichten: pflegen, begleiten, wohltuend da sein. Sie tun dies, weil sie wissen, dass das Leben kostbar ist. Sie tun alles dafür, dass das Leben kostbar als wahrgenommen wird. „Im Hospiz sorgen die „Marias“ dafür, dass du das Kostbare spüren kannst, durch Gesten der Fürsorge und Hilfe in Würde für die Gäste und deren Angehörigen bis zum Lebensende.“

Katja Möhlhenrich-Krüger, Geschäftsbereichsleiterin Altenhilfe, würdigte die Wurzeln der Hospizarbeit der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal und hob die Pionierarbeit der Diakonissen der Lazarus Diakonie hervor, die vor über 30 Jahren den Impuls für das Berliner Lazarus Hospiz gegeben haben und woraus sich die Hospize in Bad Kösen und Wandlitz entwickelt haben. Sie sagte: „Christliche Nächstenliebe und Gastfreundschaft sind grundlegend für die Lobetaler Hospize“.

Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, erinnerte: „Gott hat uns viel Gutes getan“, und dankte insbesondere den Wandlitzern sowie den zahlreichen Spenderinnen, Spendern und Erblassern.

Pastorin Andrea Wagner-Pinggéra hält eine Rede vor dem Publikum.
Bethel-Vorständin Pastorin Andrea Wagner-Pinggéra gab einen Überblick über die Entstehung der Hospiz-Idee und ihre Geschichte.

Bethel-Vorständin Pastorin Andrea Wagner-Pinggéra begleitete das Projekt von Beginn an und erinnerte an die erste Begehung des Geländes, die Bürgerversammlung und den ersten Spatenstich. Sie verwies auf die Entwicklung der Hospiz-Idee, die in den 1960er-Jahren in England entstand und in den 1980ern nach Deutschland kam. Die Bethel-Stiftung verfügt über neun Hospize, darunter ein Kinderhospiz, vier davon betreibt die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal.

Landrat Daniel Kurth betonte, dass es nicht nur um Steine und Mörtel geht, sondern um Würde, Achtung der Individualität und gelebte Menschlichkeit als Leitlinie für die Arbeit im Hospiz. Er lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal: „Das Hospiz zeigt, was möglich wird, wenn wir gemeinsam ein Ziel verfolgen.“

Wandlitz’ Bürgermeister Oliver Borchert würdigte das ehrenamtliche Engagement vieler Wandlitzer und ging auf die kritische Begleitung durch die Gemeinde ein: „Die Diskussionen und Einwände haben am Ende dazu beigetragen, dass das Ergebnis so gut geworden ist.“ Ein Gebäude habe nicht nur einen planerischen, sondern auch inhaltlichen und sozialen Wert. „Mit dem Hospiz und dem benachbarten, inklusiven Reitangebot ist Lobetal in Wandlitz etwas Tolles gelungen.“

Pfarrer Christoph Brust überbrachte Grüße vom Kirchenkreis Barnim und vom Verein Auf dem Drachenkopf, der sich auch in diesem Hospiz engagieren wird. Er betonte die ursprüngliche Funktion von Hospizen als Herbergen für Pilger, Wanderer und Flüchtende – als Orte der Barmherzigkeit. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“, zitierte er die Bergpredigt. Mehr solcher barmherzigen Orte und engagierter Menschen brauche unsere Gesellschaft.

Fritzi Haberlandt steht am Rednerpult
Schauspielerin Fritzi Haberlandt engagiert sie sich seit sechs Jahren ehrenamtlich im Lazarus Hospiz Berlin.

Fritzi Haberlandt zog mit ihrer emotionalen Rede alle Anwesenden in ihren Bann. Seit sechs Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich im Lazarus Hospiz Berlin und weiß, wie wichtig Menschlichkeit und Fürsorge sind. Orte, an denen gelebt und gestorben wird, gelacht und geweint, gekocht und gefeiert. Sie dankte den künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dunkle Stunden heller werden lassen.

Nach den Grußworten folgte der praktische Teil der Einweihung. Das rote Band wurden durchschnitten, der Haussegen übergeben. Die symbolische Schlüsselübergabe erfolgte durch Katja Möhlhenrich-Krüger und Christian Braungard an Anette Adam, die das Hospiz künftig leiten wird, sowie an Pflegedienstleitung Merle Weiden, die bereits viel Erfahrung in palliativer Pflege mitbringt. Weitere Geschenke wie der Lebenskreis und ein aus Lindenholz geschnitztes Kreuz werden künftig den Räumen Geist und Atmosphäre geben.

Auch das Hospiz-Team wurde vorgestellt: 25 Mitarbeitende aus Pflege, Hauswirtschaft, Sozialarbeit, Seelsorge und palliativer Medizin werden sich in den nächsten zwei Wochen mit dem Haus und den Aufgaben vertraut machen. Als erste teambildende Maßnahme wurde ein Apfelbaum vor dem Hospiz gepflanzt, ganz im Sinne des Zitates, das Martin Luther zugeschrieben wird: „Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Es geht um Hoffnung und darum, den Tagen mehr Leben zu geben.

Ab Mitte Oktober werden die ersten Gäste einziehen. Mehr als zehn Anmeldungen liegen bereits vor. Wandlitz wird damit um einen Ort der Hoffnung reicher.