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Recycelte Herzschrittmacher retten Leben in Ostafrika

Auch viele Kinder, wie die sechsjährige Mercy, sind auf die lebensrettenden Geräte angewiesen. Foto: privat

Fast 400 Menschen hat das Projekt „Herzschrittmacher für Ostafrika“ bereits das Leben gerettet – sie können wieder einen normalen Alltag führen. „Die Patienten würden ohne unsere Versorgung an ihrer Herzschwäche sterben. Das bedeutet, sie ersticken – nicht sofort, sondern qualvoll über Wochen und Monate“, so Dr. Carsten Israel. Der Betheler Herzspezialist ist der Initiator des spendenfinanzierten Projektes „Herzschrittmacher für Ostafrika“. Seit 2003 engagiert er sich gemeinsam mit zwei weiteren Kardiologen aus Deutschland für Herzpatienten in Ostafrika. Mehrmals im Jahr, meistens im Januar, fliegen sie in ostafrikanische Länder und implantieren Menschen gebrauchte sowie gespendete Schrittmacher. Anfangs ging es ausschließlich nach Kenia, mittlerweile liegt der Fokus auf Sambia.

Bei vielen der implantierten Herzschrittmacher ist das „Verfallsdatum“ abgelaufen. Dabei sind es voll funktionsfähige Geräte mit einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren. Von heute auf morgen sind sie aber nicht mehr zugelassen und dürfen daher in Deutschland nicht mehr verwendet werden. Sie werden stattdessen von einer darauf spezialisierten Firma fachgerecht zerstört und entsorgt. „Es ist doch absurd, dass Schrittmacher aus bürokratischen Gründen zerstört werden, mit denen Menschen anderswo überleben könnten“, meint der Chefkardiologe.

Dr. Carsten Israel ist der Initiator des Projektes „Herzschrittmacher für Ostafrika“. Foto: Gunnar Kreutner

Die gebrauchten Geräte erhalten die Projekt-Beteiligten, wenn ein Patient ein anderes Schrittmacher-System erhalten hat oder auch von Verstorbenen. Denn wenn ein Schrittmacherträger stirbt, muss der Bestatter ihm das Gerät entnehmen und entsorgen. Sonst würde es bei einer Feuerbestattung explodieren, und bei einer Erdbestattung könnte es das Grundwasser belasten. Die Beerdigungsinstitute sammeln diese Schrittmacher und stellen sie dem Verein „Herzschrittmacher für Ostafrika“ zur Verfügung. Dr. Carsten Israel findet es ethisch vertretbar, aussortierte Geräte in Afrika einzusetzen. „Die Frage ist doch eher, ob es moralisch vertretbar ist, funktionierende Geräte wegzuwerfen, wenn sie Leben retten können“, so der Herzspezialist.