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Es ist fünf nach zwölf: Zeit zu handeln!

Pflege braucht immer noch Aufwind und wird daher laut. Nachdem sich die Arbeitsbedingungen auch im zurückliegenden Jahr vielerorts nicht merklich verbessert haben, werden Mitarbeitende der Diakonie Deutschland und des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) am Tag der Pflegenden am Freitag, 12. Mai, deutschlandweit um fünf nach zwölf vor ihren Einrichtungen stehen und endlich spürbar bessere Rahmenbedingungen anmahnen. Weil zudem der Fachkräftemangel eklatant zunimmt, betont DEVAP-Vorstand Wilfried Wesemann: „Es ist höchste Zeit, dass wir handeln und das Ruder jetzt noch herumreißen.“ Wesemann ist Mitglied der Direktion der Bethel-Stiftungen Sarepta und Nazareth und als Geschäftsführer verantwortlich für die Altenhilfe der Stiftungen.

Wilfried Wesemann, in Bethel zuständig für die Altenhilfe, ist DEVAP-Vorstand. Foto: Stiftung Bethel

„Zu lange wurde applaudiert und geredet. Uns läuft die Zeit davon, der Beruf muss endlich attraktiver werden, und die Politik muss ihren vollmundigen Worten Taten folgen lassen“, fordert Wesemann. „Die konkreten Vorschläge für eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung liegen vor und werden von einer großen Mehrheit der Verbände und pflegepolitischen Vertretern befürwortet“, sagt er. „Auch der DEVAP hat mit dem Strategiepapier Altenarbeit und Pflege 2021 bis 2025 hierzu seinen Beitrag geleistet. Wir fordern gemeinsam mit vielen anderen Akteuren einen Pflegegipfel und eine Enquete-Kommission für die Pflege, damit wir diese gemeinsam grundlegende reformieren und einen Masterplan entwickeln können. Die klugen Ideen sind da, um die Katastrophe abzuwenden und endlich gesamtgesellschaftlich die Langzeitpflege zu entlasten.“

Berechnungen zufolge werden knapp 500.000 Pflegekräfte in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Pflege konkurriert mit vielen Ausbildungsberufen, die besser bezahlt sind und verlässliche und familienfreundliche Arbeitszeiten haben. Zugleich gibt es immer mehr pflege- und hilfebedürftige Menschen. „Das ist eine explosive Mischung, die die Pflegebedürftigen am Ende ausbaden müssen“, prognostiziert Wesemann. „Wir müssen es schaffen, wieder mehr Pflegende in den Beruf zurückzuholen und noch mehr Auszubildende für den Pflegeberuf zu gewinnen. Das geht nur, wenn Pflegekräfte eine nennenswerte Anerkennung ihrer Leistung erhalten. Eine bessere Personalausstattung und eine faire Bezahlung gehören genauso dazu wie verlässliche freie Zeiten und freie Wochenenden.“