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Weihnachten damals: Adventsbäumchen, Kuchenmänner und 26 Zentner Nüsse

Feiern und Feste spielten im Jahresablauf in Bethel schon immer eine große Rolle. Ein Ereignis hatte dabei eine besondere Bedeutung: Weihnachten. Dies lag mit am langjährigen Anstaltsleiter Friedrich von Bodelschwingh. Für ihn war Weihnachten die Zeit, die „von der Liebe des himmlischen Vaters am deutlichsten redet“. Bodelschwingh glaubte, dass der erleuchtete Weihnachtsbaum, die Krippe, die Lieder und die Geschenke viel zur Vermittlung der christlichen Botschaft beitrugen, gerade bei Menschen mit Behinderungen. Deshalb wurden bei den Weihnachtsvorbereitungen keine Kosten und Mühe gescheut und es entwickelten sich eigene Traditionen.

Eine dieser Traditionen war das Aufstellen eines Adventsbaumes. Am 1. Dezember standen in allen Bethel Häusern kleine Tannenbäume, die sogenannten Adventsbäume. Dort versammelte sich die Hausgemeinschaft jeden Abend und die Hausmütter und -väter steckten bis Heiligabend jeden Abend eine neue Kerze sowie einen Papierstern mit einer Weissagung an das Bäumchen. Danach wurden Weihnachtslieder gesungen und aus der Weihnachtsgeschichte gelesen.

Auch das Kulinarische kam nicht zu kurz: In den Häusern wurden fleißig Plätzchen gebacken und die Bäckerei musste Hunderte „Kuchenmänner” produzieren, die verkauft, aber auch in den Betheler Häuser verteilt wurden, wo sie auf großen Zuspruch trafen.

Eine wahre Herkulesaufgabe war es, für alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie für die Mitarbeitenden Geschenke bereitzustellen. Insgesamt mussten 4000 Weihnachtstische bestückt werden. In einigen Bereichen wie der Wohnungslosenhilfe war das Bereitstellen der Geschenke einfacher. Dort erhielten die Männer praktische Dinge wie etwa warme Socken oder Tabak. Die Menschen mit Behinderungen dagegen durften Wünsche äußern. Weit im Vorfeld des Weihnachtsfestes bat Bethel deshalb um Sach- und Geldspenden für Weihnachten. Die eingehenden Pakete stapelte man lange in einem Zimmer im Bodelschwinghschen Pfarrhaus bis zur Abholung durch die Hausleitungen.

Als Fritz von Bodelschwingh 1910 neuer Anstaltsleiter wurde, änderte er dies. Er ließ am Martiniweg ein kleines Häuschen bauen, wo die Geschenke gesammelt wurden. Im 1913 eröffneten Weihnachtshäuschen erhielt jedes Bethel Haus ein eigenes Fach, wo die Geschenke lagerten und von den Hausleitungen vor dem Fest abgeholt werden konnten. Um das Häuschen kümmerte sich Frieda von Bodelschwingh, Schwester des Anstaltsleiters.

Neben den Geschenken mussten jedes Jahr an die 26 Zentner Nüsse beschafft werden, damit jeder wenigstens ein paar davon auf seinem Weihnachtsteller hatte.