Pressemitteilung

Bethel baut Hospiz-Angebot aus

Welthospiztag am 8. Oktober

Bielefeld-Bethel. Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel wollen im kommenden Jahr weitere Hospizangebote aufbauen. Es sollen Einrichtungen in Wandlitz in Brandenburg sowie in Naumburg-Bad Kösen in Sachsen-Anhalt geschaffen und im Frühjahr 2024 eröffnet werden. 16 Plätze sind auch im neuen Hospiz Haus Zuversicht in Bielefeld vorgesehen. Dort werden im kommenden Frühjahr die Baumaßnahmen beginnen. Das aktuelle Haus Zuversicht, das über zehn Plätze verfügt, erfüllt die ab Juli 2023 geltenden gesetzlichen Auflagen nicht mehr. Bethel, größter evangelischer Anbieter von Hospizen in Deutschland, wird damit künftig mit insgesamt neun Hospizen in sechs Bundesländern vertreten sein.

Die Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung und der Ausbau von entsprechenden Angeboten seien wesentliche Voraussetzungen, um Sterbewünschen mit einer guten medizinischen Behandlung zu begegnen, sagt Pastor Ulrich Pohl anlässlich des Welthospiztages am 8. Oktober. Der Vorstandsvorsitzende der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel betont: „Mit unseren Hospizen wollen wir Menschen in ihren letzten Tagen ein würdevolles Leben ermöglichen.“

Pastor Pohl spricht sich in der aktuellen Debatte um Sterbehilfe gegen jedwede Möglichkeit begleiteter Selbsttötung in diakonischen Einrichtungen aus. Assistierter Suizid dürfe nicht zu einem Normalfall des Sterbens werden. Dies sei mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar und komme daher durch Mitarbeitende Bethels nicht infrage – auch wenn Betroffene dies wünschten.

„Ich glaube und befürchte, dass sich unsere Gesellschaft mit der Normalisierung des assistierten Suizids schleichend verändern würde“, sagt Ulrich Pohl. Das Lebensrecht und die Würde von Menschen mit Behinderungen, schwerkranken und alten Menschen würden zunehmend bedroht, weil knapper werdende Ressourcen für eine schnellere, personell weniger aufwändigere Lösung in der letzten Lebensphase sprächen. Ulrich Pohl: „Überspitzt gefragt: Wird dann der Tod vor dem Hintergrund der Urlaubsplanung oder beruflicher Verpflichtungen terminiert? Alte Menschen könnten sich selbst als Belastung ihrer Angehörigen wahrnehmen und sich gezwungen sehen, den assistierten Suizid anzunehmen.“

Die Aufgabe der Diakonie in der Begleitung Sterbender sei es vielmehr, Leiden und Schmerzen zu lindern und die Menschen seelsorgerlich und geistlich zu begleiten. Wenn sterbenskranke Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt in einem Hospiz gut unterstützt würden, lebten sie nicht selten noch einmal auf und könnten dann in Ruhe zusammen mit den Angehörigen mit dem eigenen Leben abschließen. „Bei einem Suizid dagegen wird das Leben nicht abgeschlossen, sondern abgebrochen, vieles bleibt ungesagt", sagt der Theologe. Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bieten sterbenskranken Menschen derzeit mit sieben Hospizen und weiteren ambulanten Palliativdiensten Unterstützung an. Bis 2024 soll die Zahl der Bethel-Hospize auf neun steigen.

Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar 2020 das 2015 eingeführte Verbot der geschäftsmäßigen Suizidbeihilfe gekippt und zur Begründung erklärt, es gebe ein umfassendes Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Damit sei die Freiheit eingeschlossen, die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Um die Sterbehilfe neu zu regeln, wurden im Juni im Bundestag drei fraktionsübergreifend erarbeitete Anträge eingebracht. Einer der Entwürfe sieht unter anderem ein Verbot geschäftsmäßiger Suizidbeihilfe sowie bestimmte Auflagen für vorherige Beratungen vor. Andere Vorlagen beinhalten liberalere Regelungen, setzen allerdings ebenfalls auf bestimmte Auflagen oder Beratungsangebote. Die Anträge müssen auch noch in den Ausschüssen beraten werden. Mit einer Entscheidung des Bundestags wird noch im Herbst gerechnet.

Sämtliche Anträge riefen bereits Kritik hervor. Nach den Worten von Benno Bolze, Geschäftsführer des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes, „verkauften“ die Gesetzesvorlagen „eine Sicherheit, die es so überhaupt nicht gibt“. Sie orientierten sich stärker an einer „gesicherten Einstiegsmöglichkeit“ und weniger daran, Menschen von einer Selbsttötung abzuhalten, kritisiert Bolze. Daher seien vor allem Unterstützungsangebote gefragt. Dabei komme der Hospizarbeit und Palliativversorgung eine Schlüsselrolle zu.

So sieht es auch Pastor Ulrich Pohl. Er betont: „Wir wollen zum Leben ermutigen, wir setzen uns für das Leben ein. Bis zuletzt. Du sollst nicht töten, heißt das 5. Gebot. Deutlicher geht es nicht.“