Pressemitteilung

Maßregelvollzug überlebt – aber was dann?

Sophia Gerlach (l.), Artur Chudzik und Katrin Pichura während der „Insights“-Fachtagung im Seminarraum

Bielefeld-Bethel. Suchtabhängigen Straftätern fällt die Rückkehr in die Gesellschaft nach einem Maßregelvollzug vielfach schwer. „Nach ihrer Entlassung entstehen oft Ängste – zum Beispiel auf sich allein gestellt zu sein, keinen professionellen Ansprechpartner und keinerlei soziale Kontakte außerhalb der Klinik mehr zu haben“, sagte Sophia Gerlach, Studierende der Fachhochschule der Diakonie, jetzt bei der 12. Bielefelder „Insights“-Fachtagung in Bethel.

Sophia Gerlach stellte gemeinsam mit zwei weiteren Studierenden die Ergebnisse einer eigenen Studie zur Wirksamkeit forensischer Nachsorge in NRW vor. Die „Insights“-Tagung wird jährlich von Studierenden des Studiengangs Psychische Gesundheit/Psychiatrische Pflege durchgeführt. Neben der Versorgung psychisch erkrankter und suchtkranker Menschen in der Forensik stand auch die Versorgung von psychoseerkrankten Menschen sowie von Gerontopsychiatrie-Patienten im Mittelpunkt zahlreicher Vorträge im Haus Nazareth.

Gesundheits- und Krankenpflegerin Sophia Gerlach arbeitet im Maßregelvollzug in Marsberg. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Artur Chudzik, Heilerziehungspfleger in Marsberg, und Katrin Pichura, Gesundheits- und Krankenpflegerin in einer Wiedereingliederungseinrichtung für Menschen mit psychischer Erkrankung und geistiger Behinderung, hat sie unter dem Titel „Maßregelvollzug überlebt: Mit der forensischen Nachsorge zurück in die Gesellschaft“ eine umfangreiche Analyse der Fachliteratur durchgeführt.

Der Maßregelvollzug ist die freiheitsentziehende Unterbringung von psychisch kranken oder suchtkranken Straftätern. Die Patientinnen und Patienten wurden von einem Gericht in einer forensisch-psychiatrischen Klinik untergebracht. Ziel ist es, die Patienten auf ein straffreies Leben in der Gesellschaft vorzubereiten. „Qualifizierte forensische Nachsorge kann einem Rückfallrisiko für erneute Straftaten vorbeugen“, so Sophia Gerlach. Das sei eine zentrale Erkenntnis ihrer Untersuchung.

Nach Beendigung der Maßregel bedürfe es einer begleiteten Übergangsphase zurück in einen normalen sozialen Alltag, sagte Artur Chudzik. „Erneute Beziehungsabbrüche und der Wechsel des Umfelds können zu Überforderungen führen. Die forensische Nachsorge kann hier Hilfestellungen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft geben“, so der Studierende.

Die diesjährige „Insights“-Fachtagung fand unter dem Titel „Identität statt Stigma – Psychiatrische Pflege im Wandel?“ statt. Die Veranstaltung der Studierenden gehöre zu den jährlichen Highlights der Fachhochschule der Diakonie, betonte Rektorin Prof. Dr. Hilke Bertelsmann bei der Eröffnung. Die präsentierten Forschungsergebnisse seien wichtig für die Weiterentwicklung der Psychiatrischen Pflege in Deutschland, würdigte auch Jacqueline Rixe vom Vorstand der Deutschen Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege (DFPP) die Fachtagung.

Bildtext

  • Sophia Gerlach (l.), Artur Chudzik und Katrin Pichura stellten bei der „Insights“-Fachtagung ihre Studienergebnisse zur forensischen Nachsorge vor. Foto: Christian Weische