
„Ein Land ist erst dann demokratisch, wenn es keine Menschen ausschließt.“ Jürgen Dusel, seit 2018 Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, bekräftigte bei seinem Besuch des Politischen Stammtisches von Bethel.regional, welche zentrale Rolle das Thema Inklusion in einer Demokratie spielt. Der Jurist nahm sich gerne Zeit, um sich den sachkundigen Fragen, Sorgen und Anregungen der Anwesenden zu stellen. Der Politische Stammtisch tagt seit 23 Jahren einmal monatlich im Begegungszentrum Eckardtsheim. Zu Gast waren im Dezember auch Stefan Helling-Voß und Sandra Waters, beide Mitglieder der Geschäftsführung von Bethel.regional.
Bielefeld. „Demokratie braucht Inklusion“, unter dieses Motto hat Jürgen Dusel seine Amtszeit gesetzt: „Bei Inklusion, also beim Zusammensein von unterschiedlichen Menschen, geht es nicht um einen Akt der Nächstenliebe – so nach dem Motto „Ihr dürft auch mal“ – sondern es geht um etwas Urdemokratisches: Es geht darum, dass Menschen mit Behinderungen Bürgerinnen und Bürger unseres Landes sind und genau dieselben Rechte haben, wie alle anderen Menschen auch.“ Zentrale Aufgabe aller sei es, dass diese Rechte auch ankommen und es nicht bei Lippenbekenntnissen bleibe.
Die Fragen und Forderungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Politischen Stammtisches drehten sich um alltägliche Belange und aktuelle Debatten. Ein Teilnehmer sprach die Leistungskürzungen an, die aktuell politisch diskutiert werden. Jürgen Dusel machte unmissverständlich klar, dass Eingliederungshilfeleistungen nicht gekürzt werden dürfen. „Es ist vollkommen legitim zu fragen, warum die Kosten in der Eingliederungshilfe jedes Jahr steigen und sich die Zahlen genauer anzuschauen“, so Jürgen Dusel. Aber die Kostentreiber sieht er beispielswiese in der immensen Bürokratie, deren Abbau dringend stärker vorangetrieben werden müsse. Ebenso zentral sei es, die Wirtschaft zu mehr Barrierefreiheit zu verpflichten, denn Inklusion zahle sich wirtschaftlich aus: „Es wird vergessen, dass auch Menschen mit Behinderungen Kundinnen und Kunden sind. Wir haben in Deutschland zu viel Angst vor Veränderungen. Andere Länder wie Österreich sind uns da voraus.“ Und drittens müssten mehr Möglichkeiten geschaffen werden, den Betroffenen Wege aus den Leistungen der Eingliederungshilfe zu ebnen.


