Pressemitteilung

EAMHID 2021 in Berlin gestartet

Bühne mit Leinwand, das Grußwort von Jens Spahn wird übertragen

​​​​​​​von der Leyen, Spahn und Heil machen sich stark für psychisch erkrankte Menschen mit geistiger Behinderung

Berlin/Bielefeld-Bethel. Bei Menschen mit geistiger Behinderung treten psychische Störungen überdurchschnittlich häufig auf. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betonte daher beim gestrigen Auftakt des 13. Europäischen Kongresses zu psychischer Gesundheit bei intellektueller Entwicklungsstörung (EAMHID) die Bedeutung des Kongresses für die Verbesserung der Diagnostik und Behandlung. „Es ist wichtig, dass Verhaltensauffälligkeiten nicht automatisch auf die kognitive Beeinträchtigung geschoben werden, sondern dass psychische Erkrankungen auch als solche erkannt und behandelt werden“, sagte er in seiner Videobotschaft, die im „Urania“ in Berlin ausgestrahlt wurde.

„Aus der Wissenschaft in die Praxis: Verbesserung der psychischen Gesundheit bei Menschen mit einer intellektuellen Entwicklungsstörung“ lautet der Titel der dreitägigen EAMHID, die bis einschließlich Samstag läuft. Der Kongress findet alle zwei Jahren in wechselnden europäischen Ländern statt. In diesem Jahr wird er von den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel ausgerichtet. „Der Kongress bietet eine wichtige internationale Plattform zum Austausch für Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik sowie für Betroffene und ihre Familien“, so Bundesarbeits- und Sozialminister Hubertus Heil, der Schirmherr der EAMHID 2021.

Rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter anderem aus Großbritannien, Italien und den USA, nehmen an dem Kongress teil. Pandemiebedingt findet er im Hybrid-Format statt. Das Wissenschaftsprogramm ist vielfältig. Neben aktuellsten Entwicklungen in den Themengebieten Genetik, Autismus, Demenz, Verhaltensstörungen, Trauma- und Psychopharmakotherapie tauschen sich die Experten auch über Themen wie Theatertherapie oder Elternschaft bei Intelligenzminderung aus.

Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, bemängelte in seinem Grußwort, dass das Angebot bestehender Therapiemöglichkeiten nicht die Bedeutung und Größe der Zielgruppe wiederspiegele. „Das hat unter anderem damit zu tun, dass lange Jahre auch Ärztinnen und Ärzte der Meinung waren, dass Verhaltenstherapie und Psychotherapie für Menschen mit kognitiven Einschränkungen vielleicht gar nicht möglich sei und man nur medikamentös behandeln könne. Glücklicherweise hat sich das geändert“, sagte er. Die EAMHID sei von herausragender Bedeutung für die Weiterentwicklung der Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wies darauf hin, dass sich die Situation von Menschen mit Behinderung in Europa in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen spürbar verbessert habe. Schulgebäude seien saniert worden, immer mehr Busse und Bahnen seien behindertengerecht umgebaut worden und in vielen Städten und ländlichen Gemeinden seien moderne inklusive Wohn- und Betreuungsangebote entstanden. „Es gibt aber eine Gruppe, bei der es deutlich langsamer vorangeht: Das sind die Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Da müssen wir uns mehr anstrengen“, so Ursula von der Leyen in ihrem virtuellen Grußwort.

Die EAMHID wird von zahlreichen Kooperationspartnern unterstützt, unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung (DGSGB). Auch Menschen mit Behinderung sind in die Organisation und Durchführung aktiv eingebunden. Kongress-Präsidentin ist die Chefärztin des Behandlungszentrums für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen im Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Dr. Tanja Sappok.

Vor der Eröffnungszeremonie fand ein interreligiöser Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt. Die Predigt hielt Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich Pohl.

  • Bildtexte

Bild 1: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Verhaltensauffälligkeiten nicht automatisch auf die kognitive Beeinträchtigung schieben.“

Bild 2: Pastor Ulrich Pohl predigte bei einem interreligiösen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vor dem offiziellen EAMHID-Start. 

Fotos: Sarah Jonek

 

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