Pressemitteilung

Teilnahme an weltweiter Studie zu Diabetes Typ 1

Jakob nimmt sein Schicksal in die Hand

Bielefeld-Bethel. Der Gymnasiast Jakob Beermann hat erst vor kurzem die Diagnose Typ 1 Diabetes bekommen. Nach dem ersten Schock entschied sich der 17-Jährige mit seiner Familie, an einer weltweiten Studie teilzunehmen. 97 Studienzentren gibt es in den USA, Kanada und Europa, das Kinderzentrum am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) ist eines davon. Jakob hat die Hoffnung, sich selbst und anderen zu helfen.

Jakob Beermann ist 17 Jahre alt, leidenschaftlicher Radfahrer und ein sportlich schlanker Typ. Der Gymnasiast weiß ganz genau, was er will. Nach dem Abitur möchte er Finanzwirt werden. Seine Berufsplanung steht fest. Da macht ihm nichts und niemand einen Strich durch die Rechnung. „Als ich vor einigen Wochen die Diagnose Diabetes Typ 1 bekam, hat es mich kalt erwischt. Ich war im ersten Moment geschockt und hab mich gefragt: Was passiert jetzt mit mir? Doch dann habe ich nach vorne geblickt.“ Größte Unterstützung bekam Jakob von seiner Mutter. Regina Beermann ist selbst Diabetikerin und hatte die Alarmzeichen bei ihrem Sohn frühzeitig erkannt. Jakob trank unverhältnismäßig viel. Nach einigen Blutzuckertests und einer ärztlichen Untersuchung stand die Diagnose fest.

Da Typ 1 Diabetes nichts mit ungesunder Ernährung oder Bewegungsmangel zu tun hat, sondern eine Autoimmunerkrankung ist, fing Regina Beermann sofort an zu recherchieren. Sie wollte genau wissen, wie der aktuelle Stand der Forschung zum Thema Kinder und Diabetes Typ 1 ist und stieß auf die Protect-Studie. Sie untersucht weltweit, wie gut ein bestimmter Wirkstoff einer Antikörper-Therapie bei Kindern und Jugendlichen funktioniert. Nach einer ausführlichen Diskussionsrunde in der Familie stand für Jakob fest, dass er versuchen wollte, als Proband in die Studie aufgenommen zu werden.

Sieben Kliniken sind als Studienzentren in Deutschland ausgewählt und geprüft worden, darunter das Kinderzentrum Bethel.
Die Beermanns, die in einem kleinen Ort zwischen Oelde und Beckum wohnen, nehmen die Fahrt nach Bielefeld gerne auf sich. Jakob ist bundesweit der vierte Proband. „Das liegt daran, dass das Zeitfenster total eng ist, um in die Studie reinzukommen. Die Diagnose des Typ 1-Diabetes darf erst kurze Zeit her sein, weil dann die Chance am größten ist, dass noch selbständig Insulin produziert wird. Der Wirkstoff schützt diese eigene Produktion, was für den Stoffwechsel enorm wichtig ist. Den Patienten müsste weniger Insulin gespritzt werden “, erklärt Dr. Norbert Jorch, der im Kinderzentrum Bethel eine der größten Diabetes-Ambulanzen für Kinder- und Jugendliche in Deutschland leitet und angefragt wurde, bei der weltweiten Protect-Studie mit dabei zu sein. Die Placebo-kontrollierte Doppelblind Studie wird von Study Nurse Heike Lehmkühler betreut: „Konkret heißt das: Niemand von uns weiß, ob Jakob ein Placebo oder einen Wirkstoff bekommt.“

Trotzdem sind die Beermanns hochmotiviert, auch wenn sie einiges an Zeit investieren müssen. Zweimal in diesem Jahr muss Jakob an zwölf Tagen hintereinander für zwei Stunden in die Klinik, um unter strenger ärztlicher und pflegerischer Kontrolle den Wirkstoff zu bekommen. „Während der Corona-Pandemie können wir das gut organisieren. Ich habe in der Schule Onlineunterricht“, so Jakob, der keine Sorge hat, etwas zu verpassen. „Außerdem, wenn ich tatsächlich den Wirkstoff bekomme, könnte es sein, dass meine eigene Insulin-Produktion länger aufrechterhalten wird - und das wäre für mich sehr gut und gleichzeitig bin ich Teilnehmer eines Forschungsprojekts, das anderen Kindern und Jugendlichen helfen kann.“ Ende des Jahres werden die Ergebnisse aus allen Studienzentren vorliegen und ausgewertet.

Typ 1 Diabetes abgekürzt (T1D) ist die häufigste Stoffwechsel- und Autoimmunerkrankung bei Kindern. Die Zahlen steigen kontinuierlich. Die Ursachen für den Anstieg sind nicht klar. Es gibt verschiedene Hypothesen. Bei T1D herrscht ein absoluter Insulinmangel, weil vom körpereigenen Immunsystem Betazellen in der Bachspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind, zerstört werden. Genau das soll die neue Therapie verlangsamen oder gar verhindern. Dr. Jorch: „Der Weg ist noch lang, aber es ist ein kleiner Schritt für eine Immuntherapie gegen Diabetes.“

 

Bildtext:

  • Jakob Beermann (re.) blickt zuversichtlich in die Zukunft. Er wird während der Studie von Study Nurse Heike Lehmkühler und von Dr. Norbert Jorch betreut.

Foto: Mario Haase