Herr Pohl, Sie gelten als ausgesprochener Nachrichtenmensch, wie sieht ein typischer Morgen an einem Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich informiere mich schon, bevor ich ins Büro gehe. Dazu gucke ich das Morgenmagazin von ARD und ZDF, schalte auch auf Welt.tv und ntv. Und ich lese die Zeitungen. Alles, was ich mir in der Politik an Informationen hole, lese und schaue ich mit Blick auf Bethel.
Was war Ihr erster Gedanke, als die Ampel-Regierung zerbrochen ist?
Das habe ich über kurz oder lang erwartet. Aber die Art und Weise der Beendigung war schon bedrückend.
Eine Rumpf-Regierung ohne eigene Mehrheit im Bundestag, dazu die Ungewissheit, was die Präsidentschaft Trumps in den USA für Folgen für uns hat, nicht enden wollende Krisenmeldungen... Machen Ihnen die Nachrichten nicht schlechte Laune?
Schlechte Laune macht mir das nicht, aber große Sorgen. Ich sorge mich um Deutschland und um Europa. Wenn ich mir die Landtagswahlergebnisse im Osten ansehe und die Prognosen für die vorgezogene Bundestagswahl, dann betrifft die Instabilität nicht nur Europa, sondern auch Deutschland. Und die Frage ist: Wer soll hier eigentlich unter welchen Voraussetzungen mit wem regieren? Und wie kommen wir aus der großen Krise raus?
Wenn die Wirtschaft krankt, dann hustet auch Bethel?
Wir haben immer so gewirtschaftet, dass wir solide aufgestellt sind. Aber eine Wirtschaftskrise bedeutet zumindest für mich, dass wir in Bethel realistisch schauen müssen, welche Leistungen wir weiter erhalten können. Viele Kommunen sind schon lange an der Grenze dessen, was sie leisten können. Ihnen droht wegen der Verschuldung, dass sie von den Bezirksregierungen Nothaushalte verordnet bekommen. Das macht mir Sorgen für die freiwilligen Leistungen, die ja in Bethel manches finanzieren. Ich weiß von kleineren diakonische Einrichtungen, die nicht das Fundament wie Bethel haben, und bereits an ihrer Grenze stehen.