Menschennah | Geschichten aus Bethel

Zwei Wochen musste Lennard ins künstliche Koma

Lennard kann sich hinreißend freuen. Wenn der Achtjährige seine Oma an die Hand nimmt, sie ungestüm in die Küche zieht und eine Schokowaffel bekommt, hüpft er vor Freude. Er isst in Windeseile. Lacht. In der nächsten Sekunde stampft er auf den Boden. Rennt über den Flur. Schmeißt sein Stofftier durch die Wohnung. Manchmal verletzt Lennard sich auch selbst. Er scheint es nicht zu spüren. Seine Verhaltensauffälligkeiten, sein Autismus, seine Aggressionen oder die geistige Behinderung sind Folgen einer Krankheit, die bei ihm einen schweren Verlauf nimmt. Sie heißt Tuberöse Sklerose.

Vater und Sohn liegen auf dem Sofa.
Lennard geht mit seiner Oma und seinem Opa spazieren.

Heilen kann man sie nicht. Das weiß Lennards Vater Thomas Krietemeyer. Aber dass sein Sohn, der plötzlich heftige Darmblutungen bekam, nicht behandelt worden ist, macht ihn fassungslos. „Mehrere Kliniken wollten Lennard nicht aufnehmen. Ich habe mich so hilflos gefühlt“, erzählt er. Man sieht dem 42-Jährigen an, wie stark ihn die Sorge um seinen Sohn zermürbt hat. Der große Mann sitzt gebeugt, fast in sich versunken auf dem Sofa. Die Beine aneinandergepresst, die Hände verkrampft. Dem alleinerziehenden Vater von vier Kindern stehen die Tränen in den Augen, als er sagt: „Mein Sohn hätte sterben können. Und nur Bethel hat sich um ihn gekümmert.“

Vater kuschelt mit seinem Sohn.
»Mein Sohn hätte sterben können. Und nur Bethel hat sich um ihn gekümmert.«
Thomas Krietemeyer | Lennards Vater

Erst in der dritten Klinik erhielt er von einer Ärztin den Rat, sich an das Kinderzentrum Bethel zu wenden. Für den Facharzt Dr. Norbert Jorch stand außer Frage, dass dem Kind schnell geholfen werden musste. Gemeinsam mit dem Team organisierte er ein spezielles Verwahrbett, das Lennard braucht, um sich nicht selbst zu verletzen. Alle Untersuchungen konnten nur in Narkose erfolgen. Eine Sedierung musste lange fortgesetzt werden, denn im Bauchraum des Jungen entdeckten die Ärzte einen Tumor, der sofort entfernt werden musste. „Es kann doch nicht sein, dass ein Kind mit so einer Behinderung nicht operiert wird, obwohl es einen riesigen Tumor hat!“, sagt Dr. Jorch.

Fast zwei Wochen musste Lennard in Narkose gehalten werden, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden. Zugänge und eine Wundversorgung hätte der Junge nicht über sich ergehen lassen. Denn er kann nicht verstehen, was mit ihm geschieht. Tag und Nacht blieb Lennards Vater in der Klinik. Um die Geschwister kümmerte sich Oma Cordula Krietemeyer.

Lennard sitzt auf dem Sofa und lacht.

Für Vater und Großmutter steht fest: „Wenn jetzt etwas mit Lennard ist, fahren wir direkt nach Bethel.“ Ihr Junge hat den schweren Eingriff gut überstanden. Zuhause zieht er den Papa energisch vom Sofa. Denn Lennard will am liebsten nach draußen. Immer in Bewegung sein. Und das kann er jetzt wieder.

 

Text: Heike Lepkojis | Fotos: Christian Weische

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Lennard ist acht Jahre alt. Er ist sehr krank und geistig behindert. In Lennards Bauch wurde ein Tumor immer größer und blutete. Das war lebensbedrohlich. Viele Krankenhäuser wollten den Jungen nicht aufnehmen. Im Kinderzentrum Bethel haben sich aber alle auf seine Behinderung eingestellt. Jetzt ist der Tumor entfernt. Lennard geht es besser.

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Das Kinderzentrum im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) umfasst das gesamte Spektrum für junge Patientinnen und Patienten im Alter von 0 bis 18 Jahren. Ob Erkrankung oder Verletzung, ob akut oder chronisch, ob körperlich (somatisch) oder psychiatrisch – für sämtliche medizinischen Erfordernisse bietet das EvKB mit den ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten das individuell passende Behandlungskonzept. 

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