Bethel - Start für das Recovery College Bielefeld

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Start für das Recovery College Bielefeld

Raus aus der Tabuzone: Ingo Nürnberger, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld, im Gespräch mit Projektkoordinatorin Johanna Wenzel: „Der Bedarf ist riesig. Es ist ein Ziel, mehr Bewusstsein und Akzeptanz für die Risiken psychischer Erkrankungen zu schaffen und selbstverständlicher über psychische Gesundheit zu sprechen.“

Mit einer festlichen Veranstaltung wurde jetzt das Recovery College Bielefeld eröffnet. Zahlreiche Akteure und rund 100 Gäste aus Praxis, Politik, Selbsthilfe und Gesellschaft kamen in Bethel zusammen, um den Start dieses besonderen Bildungsortes zu feiern, der auf gemeinsame Teilhabe, Erfahrungsaustausch und ein neues Verständnis von Lernen im und über den psychosozialen Kontext setzt. In offenen Kursen und Workshops geht es um Resilienz, Selbstfürsorge, Krisenbewältigung und mehr. Das Besondere: Angebote werden gemeinsam mit sogenannten Peers – Menschen mit eigener psychischer Krisenerfahrung – gestaltet und geleitet, darunter auch Klientinnen und Klienten aus Bethel.

Das Recovery College steht für eine Haltung, in der Menschen mit und ohne psychische Krisenerfahrung gemeinsam lernen – auf Augenhöhe. Der Ansatz beruht auf der Überzeugung, dass Wissen aus Erfahrung ebenso wertvoll ist wie professionelles Fachwissen. Ziel ist es, Räume zu schaffen, in denen persönliche Entwicklung, Empowerment und echte Begegnung möglich werden – unabhängig von Lebenslauf, aktuellen Lebensumständen, Ausbildung oder Diagnose. 

 

Fritz Hillebrenner; Genesungsbegleiter bei Bethel.regional, (l.) stellt gemeinsam mit Claudia Hülsmann, Bethel.regional-Mitarbeiterin, und Martin Wöhler, Genesungsbegleiter bei proWerk (v. l.) die aktuellen Kurse des ersten Recovery Colleges in Bielefeld vor.

In vielen anderen Städten wurden bereits gute Erfahrungen mit Recovery Colleges gemacht. Erst mit der Förderung durch das nordrhein-westfälische Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) und der Möglichkeit, über den Gemeindepsychiatrischen Verbund (GVP) Bielefeld, zu deren Mitgliedern die Stiftung Bethel gehört, eine Koordinierungsstelle zu schaffen, wurde der Aufbau nun auch in Bielefeld möglich. Die Ausgestaltung erfolgte durch eine breit aufgestellte Vorbereitungsgruppe bestehend aus Menschen mit und ohne Krisenerfahrung, Fachkräften aus unterschiedlichen Institutionen und zivilgesellschaftlich Engagierten. Trotz großer ideeller Unterstützung ist die finanzielle Basis bisher gering: Eine Projektförderung durch die Aktion Mensch in Höhe von 10.000 Euro ermöglichte wichtige erste Schritte. Die Umsetzung erfolgte größtenteils durch ehrenamtliches Engagement – getragen von der Überzeugung, dass Teilhabe und Veränderung auch unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich sind.

„Das Recovery College Bielefeld ist eine echte Graswurzelbewegung“, so die Vorständin des GPV, Sabine Jacobs. „Was wir hier geschaffen haben, ist aus persönlicher Initiative, Vertrauen und der Zusammenarbeit ganz unterschiedlicher Menschen entstanden.“

Für die Zukunft wünschen sich die Beteiligten neben struktureller Absicherung und finanzieller Förderung vor allem eins: weiterhin offene Räume für gemeinsames Lernen, gelebte Teilhabe und echte Begegnung auf Augenhöhe.

Das aktuelle Kursangebot finden Sie unter folgendem Link:  Bildung & Beratung Bethel