
Sarah Baum ist Vorsitzende des Gesamtwerkstattrats von proWerk. Der Gesamtwerkstattrat ist die Interessenvertretung der Beschäftigten. Er hat Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte.
Frau Baum, warum muss es Werkstätten für behinderte Menschen geben?
Ganz viele Menschen sind aufgrund ihrer Behinderungen oder psychischen Erkrankungen nicht in der Lage, auf dem ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten. In Werkstätten werden sie gefördert. Ohne Werkstätten hätten sie keine Tagesstruktur und kein Sozialleben. Viele würden vereinsamen, wenn sie nur zuhause wären. Deshalb finde ich besonders wichtig, dass auch Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf die Möglichkeit haben, in die Werkstatt zu kommen. Der Ortswechsel tut gut.
Dann steht vor allem die soziale Teilhabe im Vordergrund?
Ja, und natürlich auch die Teilhabe am Arbeitsleben. Für ganz viele ist der Gedanke "Ich arbeite" sehr wichtig. Die Beschäftigten sind motiviert und stolz, dass sie etwas leisten und Geld verdienen, auch wenn es nicht viel ist. Der Arbeits- und Fleißgedanke ist bei den meisten stark verankert. Auch Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf wissen, dass sie Geld bekommen, und sind motiviert, sich an Arbeitsprozessen zu beteiligen.