Diakonisse Änne Hauptmeier strickt in ihrem Zimmer.

Menschennah | Geschichten aus Bethel

Diakonisse Änne Hauptmeier wird 100

Diakonisse Änne Hauptmeier feiert am 19. April ihren 100. Geburtstag. Die Sarepta-Schwester blickt zufrieden auf ihr Leben zurück. Auch wenn es anders verlief als geplant. Aufgewachsen im Lübbecker Land half sie schon als Mädchen auf dem elterlichen Bauernhof mit. Kühe melken, Schweine füttern und Kartoffeln aufsuchen – der kleinen Änne bereitete die landwirtschaftliche Arbeit viel Freude. „Es war anstrengend, aber sehr schön. Ich hatte eine wundervolle Kindheit“, fasst sie zusammen.

Als junge Frau verliebte sie sich in einen Mann aus dem Dorf namens Fritz. „Ich war so froh, als er heil aus dem Krieg zurückkehrte.“ 1948 heiratete das Paar. Doch das junge Glück hielt nicht lange an: Nur vier Monate nach der Hochzeit starb Fritz plötzlich am Totensonntag. Für die erst 25-jährige Witwe brach eine Welt zusammen. Ein Foto auf der Kommode erinnert auch heute noch an ihren verstorbenen Mann.

Halt in der Schwesternschaft

„Um über meinen Schmerz hinweg zu kommen, riet mir meine Tante, die ebenfalls in Bethel Diakonisse war, Sarepta-Schwester zu werden“, erzählt Änne Hauptmeier. In der diakonischen Gemeinschaft fand sie Halt und neuen Lebensmut. „Die Ausbildung und die Arbeit als Krankenschwester lenkten mich ab.“ Ein neues Leben hatte für sie begonnen. Änni Hauptmeiers Berufsleben war abwechslungsreich: Als Krankenschwester war sie in unterschiedlichen Bereichen im Einsatz; zum Beispiel im Kinderkrankenhaus, auf der Neurologischen Station und in der Psychiatrie. Vor allem die wertschätzende Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Schwestern ist ihr in guter Erinnerung geblieben.

Als ihre Eltern krank und pflegebedürftig wurden, ließ sich die Diakonisse in ihre Heimat versetzen. Ihren Dienst als Sarepta-Schwester tat sie während dieser Zeit im Wittekindshof in Bad Oeynhausen und versorgte Menschen mit Behinderungen. Nach Dienstschluss kümmerte sie sich um ihre Familie. Erst fünf Jahre später, nach dem Tod ihrer Eltern, kehrte sie zurück nach Bielefeld. In ihrer Freizeit liebte Änne Hauptmeier das Reisen – ganz gleich, ob Frankreich, Schweiz, Dänemark oder Holland. „Ich habe viel gesehen und schöne Erinnerungen gesammelt.“

Zwei Diakonissen unterhalten sich beim Kaffeetrinken
Ein "Schwätzchen" unter Schwestern: Diakonisse Änne Hauptmeier tauscht sich bei Kaffee und Waffeln mit Sitznachbarin Diakonisse Magdalene Joppe aus.

Unter ihren Mitschwestern war sie bis vor einigen Jahren vor allem für ihre Gastfreundschaft bekannt. „Bei Schwester Änne gab es immer Kekse und Cappuccino“, erinnert sich Diakonisse Irmgard Bockhorst. Sie ist in der Schwesternschaft ihre Hauptbezugsperson und begleitet die Geburtstagsjubilarin schon lange. Die Gemeinschaft lag Änne Hauptmeier, die in diesem Jahr auch ihr 65-jähriges Einsegnungsjubiläum als Diakonisse feiert, schon immer sehr am Herzen. Nach den Reformen in den 1990er-Jahren und der damit verbundenen neuen Lebensordnung der Schwestern, sei es Diakonisse Änne Hauptmeier eine Herzensangelegenheit gewesen, zwischen den Generationen Brücken zu bauen, so Schwester Irmgard Bockhorst.

In Tracht aber ohne Häubchen

Sichtbar ist die enge Verbundenheit mit ihrer Gemeinschaft durch ihre blaue Schwesterntracht, die sie auch im Feierabend nicht ablegt. „Einzig das Häubchen setze ich nicht mehr auf; aber nur, weil ich es alleine nicht mehr schaffe“, erklärt die bald 100-jährige Diakonisse. Da auch das Frisieren mühevoller wurde, ließ sie sich ihre Haare kürzen. „Ich hatte immer lange Haare, das ist mir sehr schwergefallen“, sagt sie wehmütig. Mit zunehmenden Alter nahmen das Hörvermögen und die Sehkraft ab. „Früher habe ich gerne und viel gemalt, das geht nun nicht mehr. Aber das Stricken klappt auch noch blind“, erklärt sie.

Haus Hannah
Diakonisse Änne Hauptmeier lebt im Haus Hannah in der Ortschaft Bethel.

Am 19. April feiert Diakonisse Änne Hauptmeier im Kreise ihrer Sarepta-Schwestern und ihrer Verwandten im Haus Hannah in Bethel. „Schwester Änne hat ein sehr lebendiges Familienleben und viel Kontakt zu ihren Nichten und Neffen – mittlerweile in der vierten und fünften Generation“, verrät Irmgard Bockhost, die den 100. Geburtstag vorbereitet. „Geschenke oder Blumen möchte ich nicht“, stellt Änne Hauptmeier klar. Das Geld solle lieber für arme Menschen gespendet werden. „Ich habe doch alles“, ergänzt sie bescheiden. Bloß eine Schwarzwälder Kirschtorte – darüber würde sie sich freuen.

 

Text: Christina Heitkämper | Foto: Gunnar Kreutner

Diese Geschichte einfach gesprochen

Diakonisse Änne Hauptmeier feiert am 19. April ihren 100. Geburtstag. Nach dem frühen Tod ihres Mannes trat sie in die Sarepta Schwesternschaft ein und wurde Diakonisse. Neuen Lebensmut fand sie in ihrer Arbeit als Krankenschwester in Bethel. Die diakonische Gemeinschaft liegt ihr sehr am Herzen.

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