Uno-Spielkarten kennen alle – doch diese sind ganz besonders. Die Spielstunde in der Betheler Werkstatt Eicheneck ist für die Beschäftigten jeden Dienstag eine willkommene Auszeit. Fachkraft Christian Bories ist immer mittendrin. Im Gruppenraum spielen die Beschäftigten mit ihm das bekannte Kartenspiel Uno. Manche der beeinträchtigten Menschen können sprechen, andere nicht. Viele lachen und deuten aufeinander. Die Uno-Karten sehen hier aber ganz anders aus als üblich, und sie spielen eine besondere Rolle. „Auf den Karten sind immer die Farben abgebildet, Gebärden für die Farben und die Zahlen wie auch das, was man machen muss, wie umdrehen, wie eine Farbe wünschen“, erläutert Christian Bories. „Man lernt damit das Kommunizieren in Form von Symbolen, von Gebärden und auch von Lautsprache. Das ist das Ziel.“
Bethel - „Die Unterstützte Kommunikation bedeutet mir sehr viel“

Christian Bories ist seit Kurzem Fachkraft für Unterstützte Kommunikation; als erste überhaupt in Bethel. Der beliebte 60-Jährige will in Bethels Werkstätten Menschen mit Einschränkungen spielerisch dazu bringen zu kommunizieren; Menschen, die das nicht können, lange nicht wollten oder denen die Fähigkeit dazu genommen wurde: „Das kann psychisch bedingt sein, durch Traumata, durch körperliche Beeinträchtigungen oder durch Schädel-Hirntrauma. In diesen Fällen ist das Sprachverständnis da und muss nicht noch gefördert werden“, erläutert er. Da könne man explizit darauf hinarbeiten, dass die Kommunikation wieder klappe. „Ich glaube, es ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen, zu kommunizieren, und durch Spielen und Spaß lernt jeder Mensch ganz leicht.“
Um verborgenes Potenzial zu wecken, setzt Christian Bories in der Unterstützten Kommunikation – kurz UK – zusätzlich zu den Spielkarten viele grafische Symbole und elektronische Helfer ein, zum Beispiel einen Sprachcomputer oder einen audio-digitalen Vorlesestift. Die Gebärdensprache ist aber immer die Grundlage, auf der alles aufbaut.

»Man kann wirklich jeden Tag Erfolge sehen.«
Christian Bories kommt eigentlich aus dem handwerklichen Bereich; der gelernte Tischler hat lange in der Baudenkmalpflege gearbeitet und historische Häuser auf- und abgebaut oder umgesetzt. Doch die Gesundheit spielte irgendwann nicht mehr mit: „Ich habe als Jugendlicher schon mit Menschen mit Einschränkungen gearbeitet. Und da war es für mich naheliegend, dass ich das wieder machen würde“, sagt Christian Bories. In einer Umschulung zum Arbeitspädagogen bekam er den ersten Kontakt zur Unterstützten Kommunikation, und schließlich absolvierte er die Fachkraft-Ausbildung Unterstützte Kommunikation. „Ich bin glücklich, dass ich mein Wissen jetzt anwenden kann.“ Für seine Arbeit brennt der jugendlich wirkende Mann mit den grauen Locken und dem freundlichen Wesen: „Man kann wirklich jeden Tag Erfolge sehen.“ Beispielsweise, wenn jemand die Sprache eingestellt habe und durch die Gebärdensprache in die freie Kommunikation gehe. „Wenn die ersten Laute wiederkommen, so dass die Lautsprache wieder gefördert wird, das ist unglaublich.“
Text: Jörn Haarmann | Bild: Matthias Cremer
Diese Geschichte einfach gesprochen
Christian Bories arbeitet als Fachkraft für Unterstützte Kommunikation in Bethel. Mit speziellen Uno-Karten, Symbolen und Gebärden hilft er Menschen, sich auszudrücken. So lernen sie spielerisch, wieder zu sprechen oder zu zeigen, was sie meinen – mit Freude und Erfolg.

