Bethel - Norbert Kunze lässt sprechen

Norbert Kunze bedient seinen Sprachcomputer

Der Saal ist gut gefüllt. Rund 200 Menschen sind gekommen. Der Rektor der Fachhochschule Bielefeld kündigt den Hauptredner des Tages an. Applaus brandet auf, als Norbert Kunze in seinem Rollstuhl zum Mikrofon fährt. Der Beschäftigte bei Bethel proWerk hat einen Vortrag ausgearbeitet, den er vor dem Auditorium selbst hält. Das Besondere dabei: Norbert Kunze kann nicht sprechen, zumindest nicht fließend.

Norbert Kunze hält einen Vortrag mit seinem Talker vor einem Publikum.

Bei seinen Vorträgen, aber auch in vielen alltäglichen Situationen vertraut Norbert Kunze auf seinen Powertalker. Dieser Sprachcomputer, montiert an seinem Rollstuhl, ist sein wichtigster Begleiter. Über ihn berichtet er seinem Auditorium in der Bielefelder Hochschule von seinen Erfahrungen mit elektronisch unterstützter Kommunikation. Seine Erfahrung ist groß: Bereits seit 1996 spricht Norbert Kunze über den Powertalker. Oder besser gesagt: Er lässt sprechen. Das war eine echte Offenbarung für den Mann, der seit seiner Geburt körperlich stark eingeschränkt ist. 1983 kam er mit einer Tetraspastik mit Halbseiten-Zungenlähmung zur Welt. Da er ein sogenannter „halber Mundsprecher“ ist, können ihn Menschen, die ihn und seine Aussprache kennen, auch ohne Gerät verstehen. In der Werkstatt Basan, in der er seit 23 Jahren beschäftigt ist, klappt das meist gut.

Sprachcomputer mit Tastatur und Bildschirm

Mit vielen anderen kommuniziert Norbert Kunze über seine elektronische Stimme. Die verbirgt sich in dem kleinen Kasten, der an seinem Elektrorollstuhl gut erreichbar angebracht ist. Direkt unter einem Display befinden sich zahlreiche Tasten. Zwei Systeme gebe es, um eine Aussage zu formulieren, erklärt Norbert Kunze. Das eine funktioniert über die Eingabe von Buchstaben; das andere gewährt über Symbole einen schnellen Zugriff auf ganze Worte, die über eine Art Kurzwahl zu erreichen sind. Diese Zeichen muss man alle auswendig kennen. „Das geht viel schneller als zu buchstabieren“, sagt der proWerk-Beschäftigte, der das Gerät natürlich aus dem Effeff beherrscht.

Jahrelang engagierte sich Norbert Kunze im Vorstand der Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation. In diesem Netzwerk haben sich Betroffene, Angehörige sowie Fachleute zusammengeschlossen, um die Situation von Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen zu verbessern. Außerdem fuhr Norbert Kunze früher regelmäßig selbstständig mit dem Zug nach Hannover, um dort angehenden Heilerziehungspflegern und -pflegerinnen von seinen Erfahrungen zu berichten. „Das ist leider nicht mehr möglich“, bedauert er. Der Grund ist profan: „Es gibt keinen Pflegedienst, der mich um 5 Uhr aus dem Bett holt. Deshalb kann ich nicht rechtzeitig da sein.“ Die Technik, die sein Leben so bereichert, will der 41-Jährige aber auch weiterhin anderen näherbringen. Und nutzt darum jede Gelegenheit, einen Vortrag über sein Leben mit dem Powertalker zu halten.

Text: Robert Burg | Bild: Matthias Cremer

Diese Geschichte einfach gesprochen

Norbert Kunze kann kaum sprechen. Er nutzt einen Sprachcomputer am Rollstuhl, um sich auszudrücken. Seit 1996 hilft ihm das Gerät, mit anderen zu kommunizieren. In Vorträgen erzählt er über sein Leben mit dem Sprachcomputer.

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