Als „Krise“ verstehen die meisten Menschen eine schwierige und belastende Zeit. Dabei meint das griechische „Krisis“ eher den Wendepunkt einer Entwicklung – also einen Moment der Entscheidung, zum Guten oder zum Schlechten. Den unterschiedlichen Perspektiven und Bedeutungen forscht jetzt die Ausstellung „Kunst in der Krise“ nach, die ab dem 10. Juli im Künstlerhaus Lydda in Bielefeld-Bethel gezeigt wird.
Am Anfang stand ein Aufruf: Vor gut einem Jahr ermutigte Lydda-Leiter Jürgen Heinrich Menschen aus Bethel, Deutschland und auch Japan dazu, Kunstwerke einzusenden, die sich mit dem Thema Krise befassen. Die Resonanz war gewaltig: Über 300 Werke erreichten Bethels Künstlerhaus.
Im Überblick wird deutlich, wie sehr die Menschen vor allem unter den Einschränkungen, aber auch unter der Angst vor einer schwer fassbaren Bedrohung gelitten haben. Künstlerisch hingegen war die Krisenzeit oftmals fruchtbar. „Ich hatte schon auf ein starkes Echo gehofft. Aber die Erwartungen wurden übertroffen“, sagt Jürgen Heinrich. Einmal angestoßen, habe sich der künstlerische Ausdruckswillen von alleine entfaltet: „Unser Aufruf war für viele ein Ventil – die Seele durfte sich öffnen.“ Insgesamt zeigt die Ausstellung 150 Kunstwerke von 80 Künstlerinnen und Künstlern, also knapp die Hälfte aller vorliegenden Arbeiten. Und schon dafür muss Jürgen Heinrich einen ungewöhnlichen Kniff anwenden: Nach zwei Wochen Ausstellungszeit wird ein Großteil der Kunstwerke ausgetauscht.