Menschennah | Geschichten aus Bethel

Leise rieselt das Mehl

Sternschnuppe, Tannenbaum und Schaukelpferd – viele Backförmchen sind auf dem Tisch verteilt. Auf dem Herd dampft eine Honig-Zucker-Mischung mit einem Hauch von Sternanis und Nelke. Ein weihnachtlicher Duft entfaltet sich in der Küche der Ergotherapie im Kinderzentrum Bethel. Schritt für Schritt geht Leon das Rezept durch. Der 16-Jährige ist zwar ein leidenschaftlicher Bäcker, aber Lebkuchenplätzchen hat er noch nie selbst gemacht. Tatkräftige Unterstützung bekommt er von Ergotherapeutin Svenja Alf. Beim Backen kann der Teenager seine Krankheit vergessen.

 

Hände stechen mit Form Plätzchen aus.
Plätzchen werden verziert.

Anfang November wurde Leon mit heftigen Kopfschmerzen in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose Hirntumor war ein Riesenschock. „Ich dachte, es wäre ein starker Migräneanfall“, erinnert er sich. Sofort wurde er ins Kinderzentrum Bethel verlegt. Dort musste zunächst der Hirndruck abgesenkt werden, bevor die Ärzte bei einer zweiten Operation den Tumor entfernen konnten. Insgesamt vier Operationen waren nötig. „Ich habe mich kurz ausgeweint, und dann setzte mein Überlebenswille ein!“, sagt Leon. Vor den Eingriffen hat er mit einem Pfleger seine braunen Haare raspelkurz geschnitten. „Mein Kopf wurde zuvor nur an manchen Stellen rasiert. Das sah aus wie ein Flickenteppich“, erzählt er lächelnd. Schließlich wollte er nach der Narkose beim Blick in den Spiegel keinen Schrecken bekommen.

Leon bereitet den Teig vor.
»Ich habe mich kurz ausgeweint, und dann setzte mein Überlebenswille ein!«
Leon
Svenja Alf unterstützt Leon beim Backen.

„Die Operationen liegen erst einen Monat zurück. Es ist erstaunlich, wo Leon die Kraft hernimmt“, sagt Svenja Alf anerkennend. Das Ergotherapie-Team hat den Jugendlichen in den vergangenen Wochen eng begleitet und von seiner Erkrankung abgelenkt – ob mit einer Partie „Stadt, Land, Fluss“, beim Weihnachtskugeln-Basteln oder beim Plätzchen-Backen. Routiniert schwingt Leon den Schneebesen und quirlt Eier. „Puh, das ist anstrengend“, schnauft er, als er die vermengten Zutaten zu einem Teig verrührt. Die Ergotherapeutin passt auf, dass er sich nicht übernimmt. Kneten, Ausrollen und Ausstechen – das trainiert die Feinmotorik des jungen Patienten. Und wenn dann noch die Ergotherapeutin etwas Mehr von oben herabrieseln lässt, macht es besonders viel Spaß. „Mmh, das riecht ja schon köstlich“, sagt eine Krankenpflegerin, die neugierig die Küchentür einen Spalt weit öffnet. Mittlerweile hat sich der herrliche Duft auch auf dem Flur verteilt. „Ein bisschen dauert es aber noch“, vertröstet Leon sie mit Blick in den Backofen. Die Lebkuchenplätzchen will er später auf der Station an alle Patientinnen und Patienten verteilen.

Die Adventszeit im Krankenhaus zu verbringen, findet Leon gar nicht schlimm. Auch wenn er seine Familie und Freunde zuhause sehr vermisst. Schon bald wird er sie wiedersehen, denn noch vor Heiligabend kann er das Krankenhaus verlassen. Auf drei Dinge freut er sich besonders: Seine Mama richtig in den Arm zu nehmen, mit seinen Katzen zu schmusen und auf das Weihnachtsessen. „Ich habe mir Wild mit Kartoffelklößen gewünscht – das ist mein absolutes Lieblingsessen“, sagt er mit leuchtenden Augen.

 

Text: Christina Heitkämper | Fotos: Christian Weische

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Leon hatte einen Hirntumor und wurde im Kinderzentrum Bethel operiert. Der 16-Jährige verbringt die Adventszeit im Krankenhaus. Er findet das aber nicht schlimm, denn das Team der Ergotherapie lenkt den Jugendlichen mit Spielen, Basteln oder Backen ab. Beim Plätzchen-Backen kann Leon seine Krankheit vergessen.

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