Die Sonne strahlt, schon am Vormittag zeigt das Thermometer über 20 Grad. Der 26. September 2021 ist in Bielefeld-Eckardtsheim ein herrlicher Spätsommertag – und passt perfekt zur Gemütslage von Oliver Krop. Der 51-Jährige ist glücklich, weil er an diesem Sonntag zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl seine Stimme abgeben darf. „Das finde ich gut“, sagt der Bethel-Klient, bevor er sich auf den Weg zum Wahllokal macht. „Wir Menschen mit Behinderungen sind nämlich bis jetzt bei Wahlen vernachlässigt worden.“
Seit 2019 dürfen in Deutschland rund 85.000 Menschen, die wie Oliver Krop eine gesetzliche Betreuung in Anspruch nehmen, bei Abstimmungen über das deutsche Parlament ihre Kreuze machen. Zuvor waren sie per Bundeswahlgesetz ausgeschlossen. Der Kampf, diese Diskriminierung aufzuheben und das inklusive Wahlrecht zu etablieren, dauerte viele Jahre.