Menschennah | Geschichten aus Bethel

Laura wohnt das erste Mal alleine

Laura Raths dreht den Schlüssel im Schloss und öffnet die Tür. Zum Vorschein kommen frischgestrichene weiße Wände und ein Holzfußboden in einem warmen Braungrau. Die junge Frau strahlt: In diese Wohnung wird sie einziehen. Sie gehört zu den ersten Bewohnern des Integrativen Mehrgenerationen-Quartiers (IMQ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler. In dem Gebäude hat Bethel elf Wohnungen gekauft, um sie an Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und erworbenen Hirnschädigungen zu vermieten.

„Wohnen und Assistenz“ lautet das Konzept. Es richtet sich an Erwachsene, die intensive Unterstützung benötigen und dennoch selbstbestimmt in einer eigenen Wohnung leben möchten. Bethel.regional bietet den Mieterinnen und Mietern die Sicherheit einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung und Hilfe bei ihrer Lebensführung und sozialen Teilhabe. „Wir begleiten die Menschen beispielsweise beim Einkaufen, bei der Zubereitung von Speisen und bei dem, was sie gern in ihrer Freizeit machen“, erläutert Bereichsleiterin Doris Hein. „Dabei richten wir unsere Arbeit nach den persönlichen Bedarfen und Wünschen der Mieterinnen und Mieter aus.“

„Ich freue mich sehr, dass ich jetzt meine erste eigene Wohnung habe“, sagt Laura Raths. Bisher lebte die 38-Jährige bei ihren Eltern. Die Suche nach einer Unterkunft, in der sie mit Unterstützung größere Selbstständigkeit entwickeln kann, gestaltete sich schwierig. Schließlich wollte sie weiter in ihrer Heimatstadt leben. Doch in Bad Neuenahr-Ahrweiler gab es für sie lange kein geeignetes Wohnangebot. „Es war sehr frustrierend“, räumt ihre Mutter Roswitha Raths-Ley ein.

Erst mit der Bewerbung von Bad Neuenahr-Ahrweiler für die Landesgartenschau 2023 kam Bewegung in die Sache. Um den Zuschlag zu erhalten, bemühten sich die Verantwortlichen der Stadt um neue Angebote für Menschen mit Behinderungen. So entstanden Ideen für das „Bethel Hotel zum Weinberg“ und das IMQ, die schließlich der Remagener Diplom-Ingenieur Kay Andresen mit Bethel in die Realität umsetzte. „Zum Glück ist Bethel hier eingestiegen“, sagt Roswitha Raths-Ley. „Sonst wäre daraus immer noch nichts geworden.“

»Ich freue mich sehr, dass ich jetzt meine erste eigene Wohnung habe.«
Laura Raths

Die Landesgartenschau wurde nach der Flut-Katastrophe im Juli 2021 abgesagt, und auch das IMQ nahm Schaden. Das Gebäude befand sich noch im Rohbau, als das Wasser über die Ufer der nur etwa 150 Meter entfernten Ahr trat und weite Teile der Stadt verwüstete. Die Fertigstellung verzögerte sich deshalb um sechs Monate. Angst vor einem erneuten Hochwasser habe sie nicht, sagt Laura Raths. In ihrer Wohnung im ersten Stock fühlt sie sich sicher.

Roswitha Raths-Ley spürt in den Tagen vor dem Umzug die Vorfreude ihrer Tochter. Aber wie geht es ihr selbst? „Mein Herz fragt manchmal: Schafft Laura das? Aber mein Verstand sagt: Es ist richtig. Denn es ist das richtige Angebot, und es ist der richtige Zeitpunkt. Ich werde ja bald 67.“ Roswitha Raths-Ley bemüht sich um Zuversicht, und manchmal verspürt auch sie Vorfreude. Vor allem auf Lauras neue Selbstständigkeit. Aber auch auf die Einweihungsparty.

 

Text: Philipp Kreutzer | Fotos: Thomas Richter

TV-Beitrag vom SWR über Laura Raths und das Wohnangebot in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Diese Geschichte einfach gesprochen

Laura Raths ist 38 Jahre alt. Sie lebte bislang bei ihren Eltern. Jetzt mietet sie eine Wohnung von Bethel. Die Wohnung befindet sich im neuen Integrativen Mehrgenerationen-Quartier in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Menschen wie Laura leben dort in ihren eigenen vier Wänden. Und bei Bedarf erhalten sie Unterstützung.

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Kontakt

Wohnen und Assistenz im Integrativen
Mehrgenerationen Quartier (IMQ)
Schützenstraße 127
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler

0175 4940121

Zur Website der Einrichtung

Angebote & Leistungen

Das Angebot richtet sich an Menschen mit intensiven Unterstützungsbedarfen, die in einer eigenen Wohnung leben möchten, aber trotzdem die Sicherheit einer guten Versorgung benötigen. Die individuellen Stärken und Ressourcen des Menschen sollen gezielt gefördert und neue Kompetenzen zur Gestaltung des Alltags entwickelt werden.

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