Heike Szillmischkies lächelt in die Kamera. Hinter ihr sind viele Boxen mit Klamotten.

Menschennah | Geschichten aus Bethel

Zwischen Wackeldackeln, Vasen und Vinyl

Ein in die Jahre gekommenes, aber voll funktionsfähiges Mikroskop; eine gebrauchte, aber gut gepflegte Gitarre; ein altehrwürdi­ges, aber zeitlos schönes Porzellanservice… Um Heike Szillmischkies herum stapeln sich Kisten randgefüllt mit den unterschiedlichsten Gegenständen, darunter „viele echte Schätzchen“, wie sie findet. Der Arbeitsplatz der 44-jährigen Mitarbeiterin in der Sachspendenannahme der Brockensammlung Bethel ist ein Dschungel aus allerlei nützlichen, dekorativen und oft auch kuriosen Dingen. Die gespendeten Kisten zu öffnen ist jedes Mal aufs Neue spannend für Heike Szillmischkies. „Ich weiß ja nie, was drin ist“, erzählt sie, während sie einen Karton auf einen Tisch wuchtet und den Inhalt neugierig begutachtet: DVDs, Brettspiele und ein Wackeldackel.

In der Brockensammlung Bethel – von vielen Menschen kurz „Brosa“ genannt – werden Sachspenden aller Art gesammelt: Haus­rat und Bücher, Teppiche und Bilder, Porzellan und Glas, Spielzeug und vieles mehr. Alles wird von den Mitarbeitenden sorgfältig sortiert und dann in den Verkauf gegeben. „Wer bei uns stöbert, findet immer etwas“, ist Heike Szillmischkies überzeugt. Für die Bielefelderin, die seit fünf Jahren in der Brosa tätig ist, ist ihr Job nicht bloß ein Arbeitsplatz wie jeder andere. Er macht ihr unheimlich viel Spaß. Vor allem aber ist sie sehr überzeugt vom Sinn ihrer Tätigkeit. „Die Weitergabe von Sachen, die man nicht mehr benötigt, ist ressourcenschonend und darum ein wertvoller Beitrag zum Umweltschutz“, sagt sie. Außerdem würden viele gespendete Dinge von Menschen gebraucht, die nicht so viel Geld hätten – zum Beispiel viele Menschen mit Behinderungen, Bürgergeld-Beziehende oder Studentinnen und Studenten.

Heike Szillmischkies steht hinter einem Regal
»Mir wird es nie langweilig, und ich kann mich weiterentwickeln.«
Heike Szillmischkies

Die Brockensammlung beschäftigt insgesamt rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter viele behinderte, psychisch kranke oder sozial benachteiligte Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt wenig oder gar keine Chancen hätte. Auch Heike Szillmischkies, ausgebildete Gartenfachwerkerin im Blumen- und Zierpflanzenbau, hat in ihrem gelernten Beruf keine Anstellung gefunden. In der „Brosa“ hat sie einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz und fühlt sich hier wohl und gefordert. „Mir wird es nie langweilig, und ich kann mich weiterentwickeln“, freut sie sich.

In Heike Szillmischkies‘ Arbeitsbereich überragt ein großer Wandschriftzug die Sachspenden-Berge: „Sammelt die übrigen Brocken, auf dass nichts umkomme.“ Der Satz stammt von Pastor Friedrich von Bodelschwingh, dem Gründer der Brockensammlung. Er hatte 1890 öffentlich zur Zusendung nicht mehr benötigter Bilder, Münzen, Kleidung, Uniformen und ähnlicher Dinge aufgerufen. Seither dient jeder „Brocken“ dem Erhalt wertvoller Arbeits­plätze – denn mit den Erlösen wird die Arbeit der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel unterstützt. Außerdem war Bodelschwingh damit ein Vorreiter des Recyclings.

Auch Heike Szillmischkies achtet sehr auf Ressourcenschonung – beruflich wie privat. „Ich würde zum Beispiel nie meine Waschmaschine für zwei T-Shirts anstellen und den Geschirrspüler nicht für zwei Teller. Und ich kauf selber auch gerne in der Brosa ein“, erzählt sie. Manchmal staunt die Beschäftigte, wovon sich die Spenderinnen und Spender trennen. „Aber das liegt natürlich im Auge des Betrachters und woran das Herz noch hängt. Außerdem ist es nur gut, dass die Dinge nicht im Müll landen: Denn andere Menschen freuen sich über ihre 'Beute' – und die Umwelt natürlich auch.“

Text: Gunnar Kreutner | Fotos: Sarah Jonek

Diese Geschichte einfach gesprochen

Heike Szillmischkies arbeitet auf einem betriebsintegrierten Arbeitsplatz in der Brockensammlung Bethel. Sie sortiert Kisten mit gespendeten Gegenständen, die später verkauft werden. Sie mag ihre Tätigkeit und findet es gut, dass gebrauchte Waren weitergenutzt und nicht weggeworfen werden.

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Kontakt

Brockensammlung Bethel
An der Tonkuhle 1
33617 Bielefeld

0521 144-4365

Zur Website der Einrichtung

Angebote & Leistungen

In der Brockensammlung Bethel werden Kleider- und andere Sachspenden aufbereitet und entweder im Stiftungsbetrieb genutzt oder weiterverkauft. Die Einnahmen aus dem Verkauf kommen der Arbeit Bethels zugute. Und die gespendete Ware geht in den Wiederverwertungskreislauf – ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Heute ist die Brockensammlung der größte Secondhand-Verkauf in Ostwestfalen. Derzeit arbeiten hier rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 20 mit Beeinträchtigung.

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