Menschennah | Geschichten aus Bethel

Das Praktikum war das Aha-Erlebnis

„Musik steckt an“, sagt Marcel Klocke. Wenn der Bereichsleiter des Hauses Weddinghofer Straße in Kamen sieht, dass Klienten oder Klientinnen einen schweren Tag haben, rappt er mit ihnen: „Ich sitze in meinem Zimmer und alles ist wie immer, eahh oh!“ Die Musik ermöglicht es dem 32-Jährigen, eine besondere Verbindung zu den Menschen herzustellen.

Für den Rap begeistert sich Marcel Klocke seit seiner Ausbildungszeit. In der Berufsschule lernte er den Rapper „Der Wolf“ kennen, der Ende der 1990er-Jahre größere Chart-Erfolge gefeiert hatte und in der Schule einen Rap-Workshop anbot. Marcel Klocke war sich zunächst unsicher, aber er fand schnell Gefallen am Schreiben und Rappen von Texten. Sein erster Auftritt vor Publikum war aufregend, und obwohl er einen Texthänger hatte, beeindruckte er das Publikum und den Wolf mit spontanen Reimen. Der Profi-Musiker erkannte sein Talent: „Er sagte, ich sei gedankenspontan und hätte die Fähigkeit, mir aus dem Nichts Dinge schnell auszudenken und Freestyle zu rappen.“

Marcel Klocke
»Ich hatte zum ersten Mal ein richtiges Ziel!«
Marcel Klocke
Marcel Klocke und der Rapper "Wolf" stehen gemeinsam auf der Bühne.
Marcel Klocke (r.) trat mit dem „Wolf“ beim Sommerfest des Hauses Weddinghofer Straße auf.

Regelmäßig schreibt Marcel Klocke seitdem Texte, die sein Leben beschreiben. Beim Sommerfest zum fünfjährigen Bestehen des Hauses Weddinghofer Straße im vergangenen Jahr organisierte der Betheler Bereichsleiter Auftritte mit seinem Freund „Der Wolf“ und der aus The Voice of Germany bekannten Sängerin Isabel Nolte. So kamen zwei Star Acts in die Einrichtung nach Kamen. Der Wolf und Marcel Klocke präsentierten auf dem Fest auch einen gemeinsamen Song: „Was meine Mudda!?“ Dieser von Marcel Klocke geschriebene Song wird auf dem nächsten Album von „Der Wolf“ veröffentlicht, das in diesem Jahr erscheinen soll.

Nicht nur der Musik gilt seine Leidenschaft, auch für seine Arbeit begeistert sich Marcel Klocke. Als Jugendlicher hatte er bereits einen Ausbildungsvertrag zum Industriemechaniker in der Tasche, doch es fühlte sich nicht richtig an. Zwei berufliche Herzen schlugen in seiner Brust: das technische und das soziale. Nach einem Gespräch mit seiner Mutter, die in Bethel.regional tätig ist, entschied sich der damals 15-jährige Dortmunder gegen die Ausbildung zum Industriemechaniker und für ein Praktikum im Haus Winterkampweg, einem Wohnangebot für Menschen mit Intelligenzminderung, mehrfachen Behinderungen und zusätzlichen besonderen Hilfebedarfen in Dortmund.

Das war der entscheidende Moment. „Das Praktikum war das Aha-Erlebnis, auf das ich gewartet hatte", erinnert sich der Bereichsleiter. „Ich wusste, das ist es, was ich möchte: Für Menschen da sein!“ Den Hauptschulabschluss hatte er, aber er machte weiter, absolvierte die Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher, erlangte den Realschulabschluss, das Abitur und studierte schließlich. „Ich habe mich auf den Hosenboden gesetzt und hatte zum ersten Mal ein richtiges Ziel!“

Während seiner Ausbildung arbeitete Marcel Klocke bereits als Wochenend-Helfer bei Bethel.regional. Sein Anerkennungsjahr absolvierte er im Haus Winterkampweg. Seit Anfang 2023 leitet er die Einrichtung Haus Weddinghofer Straße und ist somit einer der jüngsten Bereichsleiter bei Bethel.regional. „Ich wachse mit meinen Aufgaben, auch wenn es manchmal schwierig ist. Es ist bei mir wie mit einem Diamanten“, sagt er und lacht. „Diamanten entstehen unter Druck, und deswegen brauche ich auch immer ein bisschen Druck, um gut zu funktionieren.“

Text: Tanja Lenz-Urbach | Foto: Christian Reiß

Diese Geschichte einfach gesprochen

Marcel Klocke leitet eine Bethel-Einrichtung in Kamen. Ein Praktikum in einem Wohnangebot für Menschen mit Behinderungen weckte in ihm den Wunsch, im sozialen Bereich zu arbeiten. Sein Hobby ist die Rap-Musik. In einem Schulprojekt lernte er den deutschen Rapper der Wolf kennen. Die beiden standen sogar schon gemeinsam auf der Bühne.

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