Senada Joldic steht vor einem Hauseingang. Im Hintergrund ist eine Treppe und an der Wand hängt ein Fahrrad.

Menschennah | Geschichten aus Bethel

Jede Veränderung hat sie stärker gemacht

„Zuhause“ ist für Senada Joldic nicht nur Berlin, sondern auch Bosnien, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Als dort der Krieg ausbrach, floh sie vom Balkan und kam durch die Tante ihres Mannes in Berlin unter. „Ich habe immer gedacht, der Krieg dauert nicht so lange, und ich bin in drei Monaten wieder zurück. Und jetzt bin ich seit 30 Jahren hier.“

Ein langer Zeitraum, in dem Senada Joldic schon viele Umbrüche miterlebt hat: „Der Arbeitgebername hat gewechselt, aber ich bin immer dagebliebe“, erzählt die Krankenpflegerin lächelnd und bringt damit ihre über 30-jährige berufliche Laufbahn auf den Punkt. Seitdem die Berlinerin 1993 als Krankenschwester gestartet ist, hat sie schon mehrere berufliche Umzüge innerhalb der Hauptstadt miterlebt. 2017 folgte dann der vorerst letzte in die Wohneinrichtung „Warschauer Höfe inklusiv“ im hippen Stadtteil Friedrichshain. In dem ehemaligen Fabrikgebäude kümmert sich Senada Joldic nun schon seit sieben Jahren um Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung: „Es war immer wie ein Neustart, aber jede Veränderung hat mich stärker gemacht.“

Senada Joldic sitzt am Tisch und lächelt.
»Die Entwicklung und die Ziele der Bewohner haben mich hier gehalten.«
Senada Joldic

Zum Standort in Ost-Berlin muss die Wahl-Charlottenburgerin eine Stunde quer durch die Hauptstadt pendeln. Das macht ihr aber nichts aus, denn sie fühlt sich in Friedrichshain wohl – auch weil die Bewohnerinnen und Bewohner im bunten Kiez sehr gut angenommen werden. Generell sind deren Anliegen die große Motivation der 62-Jährigen, täglich mit einem Lächeln zur Arbeit zur kommen. 18 Jahre lang hat die Krankenpflegerin in drei Schichten gearbeitet. Seit drei Jahren arbeitet Senada Joldic nur noch im Frühdienst: wecken, Frühstück machen, Arbeitsvorbereitung, Arztgespräche begleiten: „Die Entwicklung und die Ziele der Bewohner haben mich hier gehalten. Ich habe nicht vergessen, was ich mit ihnen erlebt habe.“ Im Umgang mit ihrer Gruppe, die aus sechs Klientinnen und Klienten besteht, sind ihr Beachtung und Akzeptanz ganz wichtig: „Wenn mir das Team nicht gefällt, kann ich wechseln. Die Bewohner können das nicht. Deswegen ist es so wichtig, dass sie sich wohlfühlen“, sagt sie.

Senada Joldic überprüft Medikamente
Hochkonzentriert bereitet Senada Joldic die Medikation für die Klientinnen und Klienten ihrer Wohngruppe vor.

Charakteristisch für Senada Joldic sind ihr Ehrgeiz und Tatendrang: „Ich bin ein Arbeitstier. Wenn ich da bin, dann zu 100 Prozent.“ Das wissen besonders die Kollegen und Bewohner zu schätzen, die sie als sehr lösungsorientierten Menschen wahrnehmen. Freude bereitet ihr auch die Zusammenarbeit mit der jüngeren Generation. „Deren Entwicklung ist so rasant. Ich lerne jeden Tag noch etwas dazu.“ Wenn Senada Joldic die Warschauer Höfe zum Feierabend verlässt, kann sie aber auch schnell abschalten – vorzugsweise beim Fitness und Yoga: „Ich mache gerne Sport und bin zuhause ein totaler Familienmensch.“

Über ihren Start in Deutschland muss die Frohnatur rückblickend schmunzeln. Ihr größtes Hindernis war anfangs die schwierige Sprache: „Ich konnte fachlich alles, aber mich nicht verständigen.“ Im bunten, multikulturellen Berlin fühlte sich Senada Joldic aber schnell heimisch. Besonders schätzt sie hier die Demokratie und Vielfalt sowie den Status und die Rechte von Frauen. „Dieses Land hat mir sehr viel gegeben, und das möchte ich gerne zurückzahlen.“

Text: Simon Steinberg | Fotos: Matthias Cremer

Diese Geschichte einfach gesprochen

Senada Joldic floh vor über 30 Jahren vor dem Krieg in Bosnien. Heute arbeitet sie in den „Warschauer Höfen inklusiv“ in Berlin. Dort leben Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Die 62-Jährige fühlt sich in Berlin sehr wohl. Senada Joldic gefällt an ihrer Arbeit besonders der Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern.

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Kontakt

Hoffnungstaler Stiftung Lobetal

Warschauer Höfe inklusiv
Grünberger Straße 23
10243 Berlin

030293643500

Zur Website der Einrichtung

Angebote & Leistungen

Die Wohnstätte am Standort Warschauer Höfe inklusiv, in Trägerschaft der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, bietet für 25 Menschen die Betreuung in einer gemeinschaftlichen Wohnform im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg an. Ein interdisziplinäres Team begleitet Menschen mit geistigen, körperlichen und/oder mehrfachen Beeinträchtigungen bei der Verwirklichung ihrer Wünsche und Vorstellungen bezüglich ihrer Lebensgestaltung.

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