Menschennah | Geschichten aus Bethel

Mit der „Bounty“ zum Doktortitel

Wer kennt sie nicht, die Geschichte von der „Meuterei auf der Bounty“ mit dem mutmaßlich sadistischen Kapitän Bligh als zentraler Figur. Auch Simon Füchtenschnieder ist seit seiner Kindheit gefesselt von den abenteuerlichen Ereignissen auf dem Dreimaster, die auf wahren Begebenheiten beruhen – so sehr, dass der 43-jährige „Herzblut-Bethelaner“ die Bounty-Expedition in den Mittelpunkt seiner Doktorarbeit stellte.

Simon Füchtenschnieder sitzt an seinem Schreibtisch, an dem er die vergangenen sieben Jahre intensiv für seine Dissertation recherchiert und geschrieben hat. Auf dem Tisch stapeln sich zahlreiche Bücher. „Im Februar habe ich meine Promotionsurkunde bekommen und darf mich nun ‚Doktor‘ nennen“, erzählt er und holt das „gute Stück“ hervor. Seine geschichtswissenschaftliche Arbeit trägt den Titel „Organisation und Planung von Forschungs- und Versorgungsreisen der britischen Marine im 18. Jahrhundert am Beispiel der Reisen der H.M.A.V. Bounty und der H.M.S. Providence in die Südsee und die Karibik“.

Den Inhalt bringt Simon Füchtenschnieder kurz und knapp auf den Punkt: „Ich habe mich mit der Frage beschäftigt, warum die erste Reise von Kapitän William Bligh in dem bekannten Desaster endete und seine zweite Fahrt, die er mit der „Providence“ unternahm, erfolgreich verlief“, so der frisch promovierte Historiker. Beide Reisen hatten das Ziel, Stecklinge des Brotfruchtbaums von Tahiti zu den Antillen zu bringen.

Er sei stolz darauf, die Promotion geschafft zu haben, sagt Dr. Simon Füchtenschnieder. „Das hat auch, aber nicht nur, mit meiner Behinderung zu tun“, erzählt der Bielefelder. Simon Füchtenschnieder ist seit seiner Geburt halbseitig gelähmt. Seinen linken Arm und die linke Hand kann er so gut wie gar nicht benutzen. „Ich mache fast alles mit meiner rechten Hand, auch das Tippen. Sie ist meine Leistungssportlerin“, bemerkt er lächelnd. Die Beeinträchtigung sei auch der Grund, warum er so lange für seine Dissertation benötigt habe.

Den Entschluss zur Promotion fasste Simon Füchtenschnieder, nachdem er sein Lehramts-Referendariat in den Fächern Englisch und Geschichte an einer Gesamtschule abbrechen musste. „Ich bin mit der Belastung nicht klargekommen. Und ich habe es einfach nicht geschafft, mich mit meiner – für alle sichtbaren – Behinderung vor die Klasse zu stellen und selbstbewusst und vollends respektiert den Unterricht zu leiten“, erklärt er.

Simon Füchtenschnieder brauchte einen Plan B. Die Idee zur Promotion hatte seine ehemalige Geschichtslehrerin. Für die anschließenden Recherchen zahlte sich sein Englischstudium aus. Simon Füchtenschnieder, der in Bethel zur Schule gegangen ist und dessen Eltern beide in Bethel arbeiteten, war mehrere Monate in London und Sidney. „Dort habe ich die Original-Logbücher von Bligh und viele Briefe von Besatzungsmitgliedern gesichtet“, berichtet der ehrenamtliche Mitarbeiter von Antenne Bethel. Und bei diesen Recherchen habe er im Übrigen eine wichtige Erkenntnis gewonnen: „Kapitän Bligh war nicht der Sadist, als der er in vielen Büchern und Filmen dargestellt wird.“

 

Text und Bild: Gunnar Kreutner

 

 

Diese Geschichte einfach gesprochen

Simon Füchtenschnieder hat seine Doktorarbeit fertiggeschrieben. Darin geht es um Kapitän Bligh, der im 18. Jahrhundert mit seinem Schiff die Südsee und die Karibik bereiste. Seit seiner Geburt ist Simon Füchtenschnieder halbseitig gelähmt. Seinen linken Arm und Hand kann er kaum benutzen. Er ist stolz, die Doktorarbeit geschafft zu haben.

Menschennah

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