Im Sommer 2021 hat Heidemarie Riede-Balcer ein Zimmer im Hospiz Villa Auguste in Leipzig bezogen. Unheilbar kranke Menschen wie sie sind dort normalerweise für zwei bis drei Wochen zu Gast, ehe sie sterben. Heidemarie Riede-Balcer aber lebt auch gut vier Monate nach ihrer Ankunft. Es wäre zwar übertrieben zu behaupten, sie sei quietschfidel; von der Leukämie, die sie seit beinahe 25 Jahren hat, ist die zierliche 77-Jährige sichtlich gezeichnet. Doch sie fühlt sich inzwischen wieder so stabil, dass sie in der Woche vor dem ersten Advent eine außergewöhnliche Entscheidung traf.
Heidemarie Riede-Balcer verließ das Hospiz und kehrte heim. Aufrecht gehend. Denn die Advents- und Weihnachtszeit möchte sie zu Hause mit ihrem Mann verbringen. „Ich weiß, wie krank ich bin, ich mache mir nichts vor“, sagt sie. „Es ist zu Hause nur ein Intermezzo. Aber das möchte ich jetzt gern in Anspruch nehmen.“